23.07.2014 | Kanu-Freizeit

Am Etappenziel fast „auf dem Trockenen“

Mit der gestrigen Ankunft in der Domstadt Magdeburg liegen nun 321 Kilometer hinter den Elbe-Paddlern, ein wenig mehr als die Hälfte der Gesamtkilometer. Noch sind acht Etappen bis Hamburg zu bewältigen, Etappen, die es nochmal in sich haben. Zunächst aber bietet ein Ruhetag in Sachsen-Anhalts Hauptstadt Gelegenheit zum Ausruhen.
Kaum eine Handbreit Wasser unterm Kiel

Auf der Etappe selbst bekamen die Kanuten bei wiederum heißen Temperaturen um die 30 Grad diesmal einen neuen Begleiter: einen zwar nicht sehr starken, aber stetigen Gegenwind. So zogen sich die 48 Kilometer dahin, und nicht wenige der Elbe-Paddler waren froh, als das Ziel in Magdeburg endlich erreicht war. Andere wiederum empfanden den leichten Gegenwind weniger belastend: „Das war nicht so schlimm, eher eine angenehme Erfrischung. Auf der Donau hat man es zumeist mit mehr Wind zu tun“, bemerkte die Salzburgerin Irene Dworschak.


Bürgermeister heißen die Paddler willkommen
Am Vorabend in Aken hatten nach einem kurzfristig für etwas Abkühlung sorgenden Gewitterguss der Bürgermeister von Aken Hansjochen Müller und sein Amtskollege aus Köthen, Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander im Beisein des Vorsitzenden des Köthener Kanu Clubs und LKV-Vizepräsidenten Freizeitsport Lutz Leopold die Tour-Teilnehmer begrüßt. Beide Stadtoberhäupter unterstrichen mit einem Dank an die Organisatoren der Elbefahrt ihre Freude darüber, dass die Kanuten in der erst vor einem Jahr vom Hochwasser schwer getroffenen Region Station machen und der Köthener Kanu Club als Gastgeber fungiert. Lutz Leopold und seine Vereinsmitglieder setzten alles daran, den Aufenthalt der Elbe-Paddler auf dem Vereinsgelände so angenehm wie möglich zu gestalten. Besonders hilfreich war dabei die Slipanlage, mit deren Hilfe die beladenen Boote die steile Uferböschung hochgezogen und am nächsten Morgen wieder hinab gelassen werden konnten.
Inmitten der Elbe-Fahrer ist seit Wittenberg auch Bremens Kanuverbands-Präsident Norbert Köhler unterwegs. Nach 2005 und 2008 paddelt er zum dritten Mal ein Teilstück auf der Elbe mit, diesmal bis Havelberg. Gereizt habe ihn die Landschaft der Elbe, er wolle aber auch unmittelbar spüren, wie in Zusammenarbeit von DKV und den beteiligten Landes-Kanuverbänden eine alte Traditionsfahrt wie die Elbefahrt wieder auflebe. Im Vergleich mit den früheren Touren lobt Norbert Köhler zum einen das professionelle Rettungskonzept: „Dass Begleitboote der DLRG mitfahren, ist eine super Geschichte“, sagt er und unterstreicht diesen Anspruch auch mit Blick auf künftige Fahrten. „Zum anderen gehen die Leute auf dieser Fahrt besser miteinander um als früher, die Herzlichkeit ist größer geworden“, formuliert er eine zweite Beobachtung. Auch habe er den Eindruck, dass es ein ungebrochen großes Interesse an solchen langen Fahrten gebe, er hoffe daher, dass es gelinge, Touren wie z. B. auch die Internationale Oderfahrt am Leben zu halten.


Elbefahrt stärkt die Gemeinschaft
In Polen, in den Masurischen Seen, war kurz vor der Elbefahrt auch Burckhard Pfennig vom WSV Rheine unterwegs, nun paddelt er zusammen mit Brigitte Wick und Gerhard Noll von den Essener Faltbootfahrern seine erste Elbe-Tour. Den Anstoß dazu gab ihm das Erlebnis der Internationalen Saalefahrt vor drei Jahren. „Diese Fahrt hat mir so gut gefallen, dass ich nun auch die Elbe kennenlernen wollte", sagt der pensionierte Lehrer. Die vielen Erlebnisse, Gespräche und Kontakte während der Tour betrachtet Burckhard Pfennig als wichtige Schritte, damit die Kanuvereine in den ost- und westdeutschen Bundesländern noch enger zusammenwachsen. Der Kanusport und insbesondere Touren wie die Elbefahrt und andere könnten viel dazu beitragen, eine hier und da noch spürbare Reserviertheit oder gar Scheu zwischen Vereinsmitgliedern aus Ost und West aufzuweichen und zur Integration beizutragen – so wie es z. B. beim Public Viewing während der Fußball-WM der Fall war. „Jedes gemeinsame Frühstück, jeder gemeinsame Paddeltag, jedes Bierchen, das nach den Fahrten gemeinsam getrunken wird, die Liederabende mit der Gitarre und auch die gemeinsamen Führungen wie in der Frauenkirche in Dresden oder in der Stadtkirche in Wittenberg sind allesamt weitere kleine Schritte auf dem Weg dahin", sagt der passionierte Paddler aus Rheine und wünscht sich, dass genauso selbstverständlich, wie er und seine Paddelkameraden inzwischen zu Wanderfahrten in die ostdeutschen Bundesländer fahren, Sportfreunde von dort zu Touren im Westen, z. B. auf der Ems, kommen.
Hans-Peter Wagner
 

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