30.08.2011 | Kanu (Allg.)

Norman Bröckl baut für Olympia-Vorbereitung auf Sporthilfe

„Bei den Kanu-Weltmeisterschaften im vorolympischen Jahr ist die Konkurrenz bei den großen Kajaks besonders groß. „Über die Ergebnisse im Vierer versuchen viele Länder, ihre Olympiastart-Plätze für 2012 in den anderen Boots-Klassen zu sichern. Das große Boot ist jetzt praktisch so etwas wie der Türöffner für die kleineren“, schilderte Norman Bröckl die spezielle Konstellation vor den Welt-Titelkämpfen vom 18. bis 21. August im ungarischen Szeged.
Norman Bröckl

Wie Verbände ihren Vierer stark machen, die nicht gerade als hoch dekorierte Kanu-Nationen bekannt sind, erlebte der 24-jährige mit seinen Gefährten bei den diesjährigen Europameisterschaften, als das Quartett des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) hinter Portugal zu Silber paddelte.

Umso großartiger und sogar doppelt glanzvoll, dass der deutsche „Not-Vierer“ in Ungarn mit Norman Bröckl, Max Hoff, Paul Mittelstedt und Robert Gleinert über 1.000 Meter vor Australien und Russland zu Gold paddelte. Praktisch in letzter Minute vor dem Finale musste der erkrankte Schlagmann Marcus Groß ersetzt werden, so dass Norman Bröckl dessen Platz einnahm, Mittelstedt unerwartet ins Boot stieg und dieser Sieg sensationelle Züge trug. Nahe dem Dreiländereck von Ungarn, Serbien und Rumänien bekam die WM-Plakette für Norman Bröckl, der schon 2008 bei Olympia in Peking im deutschen K4 Bronze gewann und längst als dessen „heimlicher Kapitän“ galt, trotz aller Turbulenzen genau die Farbe, die er sich erhoffte.

Damit der Goldkurs für London 2012 weiter stimmt, bekommt Norman Bröckl wie fast drei Dutzend aussichtsreiche Medaillen-Anwärter aus anderen olympischen Sportarten von der Sporthilfe das neue Förderstipendium „Elite Plus“. Was für jeden der Auserwählten konkret heißt: 18 Monate lang je 1.500 Euro zusätzlich für eine optimale London-Vorbereitung.

„Für Ausdauersportler wie uns Kanuten ist das besonders wertvoll, weil wir besonders hohe Umfänge und sehr intensiv trainieren müssen und dafür die nötige Zeit brauchen. Einschließlich ausreichender Regenerationsphasen“, sagt der Berliner in Anspielung auf wöchentliche Trainingsstrecken zwischen 90 und 120 Kilometern in seinem Rennkajak.

Dank „Elite Plus“ kann der zweimalige Weltmeister, der an der Humboldt-Universität Berlin (HUB) im dritten Semester Sport und Erdkunde auf Lehramt studiert, den Marathon bis zu den Sommerspielen 2012 relativ gelassen angehen. „Das Hauptaugenmerk bis dahin liegt auf dem Sport. Danach kommt lange nichts und erst dann die Uni“, blickt Norman Bröckl voraus. „Durch die zusätzliche Unterstützung der Sporthilfe geht das ohne schlechtes Gewissen."

Bis auf ganz wenige Vorlesungen wird er sein akademisches Pensum auf nahezu Null herunterschrauben und dies auch müssen, will er keinen einzigen der drei- und vierwöchigen „Olympiabausteine“ versäumen. Das Mammutprogramm hält allein zwischen November und Februar unter anderem zwei Mal längere Camps in Flordia, in Kienbaum sowie im spanischen Sevilla bereit.

Mit der Sporthilfe machte Norman Bröckl schon als Teenager beste Erfahrungen, als die Stiftung seinen Eltern mit einer Internatsförderung unter die Arme griff. „So konnte ich vier Jahre lang direkt am Stützpunkt in Berlin-Grünau wohnen und bin dort praktisch gleich nach dem Aufstehen ins Boot gefallen“, erinnert sich einer der erfolgreichsten Junioren, den der DKV jemals hervorbrachte.

Die Aufnahme ins seriöse und verlässliche „Elite Plus“-Programm lässt Norman Bröckl auch deshalb aufatmen, weil er nach Peking zwei Jahre lang an die falschen Partner geraten war. Die private „Internationale Hochschule für Exekutives Management“ in Berlin lockte ihn im Herbst 2008 von der HUB weg und versprach, ihm die Studiengebühren zu erlassen. Als nicht alle Versprechungen eintrafen, wechselte er zwei Jahre später vom Sportmanagement zurück an die Alma Mater ins Lehramtsfach. Die private Hochschule an der Spree wurde 2010 geschlossen.

„Die wollten jemanden aus dem Sport haben, mit dem sie sich schmücken können“, erklärt Normal Bröckl im Rückblick auf „zwei fast verlorene Jahre“. Auf diese ernüchternde Erfahrung abseits der internationalen Kanu-Gewässer hätte er lieber verzichtet. Die Lehre daraus: „Solche Angebote lieber hinterfragen und besser abchecken.“ Zum Beispiel mit Hilfe der kompetenten Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten.

Text: Andreas Müller

Sporhilfe-Programm Elite Plus

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