Bislang hat der Medaillenaspirant alle Förderpogramme von der Internatsförderung über die normale Kaderförderung, die Nachwuchs-Eliteförderung und aktuell die Eliteförderung idealtypisch durchlaufen. 2005 und 2006 gehörte er zur Top-der Ten „Juniorsportler des Jahres“ der Sporthilfe, für die Juniorsportler-Sponsor DPD Ausbildungsstipendien zur Verfügung stellt. Am morgigen Samstag (21. August) steht Brendel im Einer-Canadier Finale über 1000 m.
„Wie der junge Dittmer“ lautete 2005 eine Zeitungs-Überschrift, nachdem Du bei der Junioren-WM souverän Gold über 500 m und 1000 m gewonnen hattest. Hat Dich der Vergleich mit Andreas Dittmer, damals bereits dreimaliger Olympiasieger, belastet?
Mit Andreas Dittmer verglichen zu werden hat mich zuerst sehr gestört. Ich wollte nicht in seinem Schatten stehen. Jedoch macht es mich jetzt schon stolz und es ehrt mich, der Nachfolger vom besten Canadierfahrer Deutschlands zu sein.
War es manchmal nicht frustierend, einen Ausnahmeathleten wie Andreas Dittmer auf beiden Strecken als größten Konkurrenten zu haben?
Nein. Nie. Ich bin direkt nach dem Juniorenalter in der Leistungsklasse bei den Aktiven gestartet und von Anfang vorne mitgefahren. Auch bei solch einem Klassemann wie Andreas habe ich immer meine Chance gesehen. Meinen Weg zu gehen, stand für mich nie in Frage. Zumal ich dann auch optimale Ausbildungsbedingungen bei der Bundespolizei bekommen habe und nie vor der Entscheidung zwischen einer gescheiten Ausbildung und dem Leistungssport stand.
Wie sieht die Ausbildung bei der Bundespolizei aus?
Ich habe alle Möglichkeiten, mich auf die Höhepunkte optimal vorzubereiten. Vieles läuft per E-Learning. Das heißt, ich bekomme Aufgaben von meinem Ausbilder per Email gestellt und bearbeite sie. Dabei hat mir übrigens die Nachwuchs-Eliteförderung der Sporthilfe geholfen, über die ich meinen Laptop finanziert habe. Im Winter bin ich dann für den Blockunterricht von September bis Dezember an der Polizeischule in Cottbus, wo ich in einem Internat wohne. Dass ich an den Wochenenden immer nach Hause nach Potsdam fahren konnte, um bei meinem Heimtrainer zu trainieren, wurde per Übernahme der Fahrtkosten ebenfalls durch die Nachwuchs-Eliteförderung unterstützt.
Die Sporthilfe nimmt demnach einen großen Stellenwert in Deiner sportlichen Entwicklung ein?
Als junger Athlet hat man meist noch keine andere Unterstützung als die Sporthilfe. Dann war das Stipendium, das ich als einer der „Juniorsportler des Jahres“ bekam, für mich ein wichtiger Baustein. Überhaupt war die Preisverleihung und das Drumherum toll. Wir „Juniorsportler des Jahres“ hatten richtig Zeit, uns gegenseitig kennen zu lernen. Ich kann mich noch gut an die Führung durch die Allianz Arena in München erinnern, wo wir in die Lounge des Juniorsportler-Sponsors DPD eingeladen wurden.
2007 kam ich in die Nachwuchs-Eliteförderung. Und nach meiner WM-Bronzemedaille im letzten Jahr ist es die Eliteförderung der Sporthilfe, die es mir ermöglicht, mich optimal auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Dafür bin ich sehr dankbar.
Wie ist Deine Ausbildung zum Polizeimeister mit der Olympia-Vorbereitung zu vereinbaren?
Das ist perfekt aufeinander abgestimmt. In diesem Winter kommt der dritte Block dran. Im Jahr 2011 wird die Ausbildung gestreckt. Ich bin dann zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele freigestellt und absolviere den vierten und letzten Block erst nach Olympia von September 2012 an bis Februar 2013. Hoffentlich mit erfolgreicher Abschlussprüfung als Polizeimeister.
Gibt es weitere berufliche Ziele?
Entweder geht man anschließend in den normalen Polizeidienst oder man macht ein Studium, was die Voraussetzung für den höheren Dienst ist. Wohin das führt, weiß ich noch nicht. Bis jetzt haben wir mehr Theorie gemacht. Es stehen noch Praktika in den Bereichen „Bahnhof“, „Flughafen“ und „Grenze“ an. Da werde ich erst einmal in die Praxis reinschnuppern, um mich zu orientieren. Aber jetzt mache ich mir kaum Gedanken darüber, denn den Fokus liegt natürlich auf London bzw. jetzt auf der Weltmeisterschaft.
Mit welchen Zielen?
Ich will auf alle Fälle eine Medaille über 1000
m im Einer gewinnen. Aber die Windverhältnisse vor Ort sind im
Augenblick eher bescheiden. Der Wind kommt für einen
Linkspaddler, wie ich es bin, genau von der falschen Seite. Er
kommt von rechts und bremst bei Steuerschlägen das Tempo. Aber
ich bin ein Optimist. Bis zum Finale dreht sich der Wind
hoffentlich.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Gerald Frank.
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