03.02.2010 | Kanu-Drachenboot

Unfall beim Training – 6 tote Drachenbootsportler in Malaysia

Mitte Januar ereignete sich beim Training einer High School Mannschaft in Malaysia ein tragischer Unfall. Während der Vorbereitungen auf das jährliche Penang International Dragon Boat Race kollidierte das Drachenboot mit einem Schlepper und kenterte, fünf Schüler im Alter von 16 und 17 Jahren sowie ihr Lehrer ertranken.

Die meisten Schüler konnten an den nur 100 Meter entfernten Strand schwimmen oder wurden von Fischerbooten aufgenommen, der Lehrer und ein Schüler konnten zu diesem Zeitpunkt nur noch tot geborgen werden.
Vier weitere Schüler wurden vermisst und konnten trotz einer groß angelegten Rettungsaktion, die während der Nacht unterbrochen werden musste, erst am nächsten Tag gefunden werden.
Dieses Unglück beschäftigt in Malaysia inzwischen auch die Justiz.
Natürlich ist aus der Ferne eine abschließende Bewertung der Unfallursache nicht möglich, dennoch soll dieser schreckliche Unfall zum Anlass genommen werden, auf einige wichtige Aspekte hinzuweisen, die den Drachenbootsport auch bei uns sicherer machen können:

Bekannt ist, dass am Unglückstag hoher Wellengang herrschte. Dies birgt immer die Gefahr von Kenterungen, so dass in solchen Situationen generell die Frage zu stellen ist, ob die Fahrt (das Training) wirklich wie vorgesehen durchgeführt werden sollte oder ob ein Verzicht nicht unter dem Aspekt der Sicherheit vorzuziehen ist.
Entschließt sich das Team aber zum Training, so muss sichergestellt werden, dass Team und Steuermann aufeinander abgestimmt sind: der Steuermann muss in der Lage sein, das Boot so zu steuern und dass Wellengang oder andere Boote keine Gefährdungen darstellen können. Dies setzt umfangreiche Erfahrungen voraus - ideal ist es natürlich, wenn der Steuermann eine umfangreiche Steuerleute-Ausbildung mitgemacht hat und zusätzlich schon auf umfassende praktische Erfahrungen verweisen kann und sichere Kenntnisse über das Revier besitzt. Auch die sorgfältige Beobachtung des übrigen Schiffsverkehrs zählt zu den Aufgaben des Steuermanns, damit Kollisionen mit anderen Schiffen auszuschließen sind! Auf der anderen Seite muss aber auch klar sein, dass das Team den Anweisungen des Steuermanns unbedingt zu folgen hat - nach der Fahrt an Land kann unter Umständen Kritik an Manövern des Steuermanns geäußert werden - auf dem Wasser sollte seinen Anweisungen unverzüglich gefolgt werden, um möglichen Gefahrensituationen rechtzeitig aus dem Wege gehen zu können.

Was am Unfall in Malaysia auffällt, ist der Umstand, dass offenbar kein Teammitglied eine Schwimmweste trug. Schwimmwesten hätten aber hier mit größter Wahrscheinlichkeit Leben gerettet. Selbst für geübte Schwimmer kann eine Strecke von 100 Metern bei hohem Wellengang eine sehr große Anforderung darstellen. Kommen Kälte, ablandige Strömungen oder heftiger Wind hinzu, kann bereits eine solche Strecke zu lang sein. Den einzigen wirksamen Schutz stellen hier Schwimmwesten dar! Auch wenn keine generelle Schwimmwestenpflicht durch den DKV propagiert wird, so gilt doch weiterhin die Empfehlung, bei kalter Witterung, kaltem Wasser, bei hohem Wellengang oder auf Großgewässern immer eine Schwimmweste zu tragen.

Hätten sich die Teilnehmer an diese einfachen Grundregeln gehalten - oder hätte der verantwortliche Trainer oder Lehrer auf ihre Einhaltung geachtet, hätte vielleicht nicht die Kollision mit dem Schlepper, zumindest aber die hohe Zahl der Todesopfer vermieden werden können.

Wir sollten so offen sein und aus diesem Unglück unsere Lehren ziehen: Malaysia ist weit entfernt - die Risiken stehen aber dicht neben uns. Durch frühzeitige aktive und passive Sicherheitsmaßnahmen sollten wir diese Risiken so gering wie möglich halten - oder durch bewussten Verzicht auf einzelne Trainingseinheiten vollständig ausschließen: Kein möglicher sportlicher Erfolg rechtfertigt Menschenleben!

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