Spätestens nach dem Wintersport ist das Vorbereitungsteam
etwas nervös geworden. „Kommen genügend Teams nach Rostock,
lohnt sich der ganze Aufwand, spielt das Wetter mit?“ In der
Regel gibt es Ende April und Anfang Mai noch steife
Nordwestwinde mit 5-7 Windstärken an der Küste. Aber das
schreckt einen „Südschweden“ ja nicht ab, paddeln zu gehen. Das
war das Motto in der Vorbereitung, denn bei ruhigem Wasser und
Sonnenschein kann ja jeder aufs Wasser und die Ausrichter
sollten es schließlich mit Vollblut-Paddlern zu tun
kriegen.
Die anfänglichen Befürchtungen, am Ende mit nur fünf Booten an
den Start zu gehen, waren mit Ende der Meldefrist verflogen.
Gegenüber der ersten Meisterschaft im Saarland war es schon gut
zu sehen, wie die Meldungen der Teams eintrudelten. Aber so ein
Wettkampf muss sich eben erst entwickeln und immer mehr Teams
kommen inzwischen auf den Geschmack des Langstreckenfeelings.
Das Angebot in Deutschland ist mittlerweile recht groß, aber
ein direktes Kräftemessen in einem offiziellen Wettkampf hatte
bisher immer gefehlt. Schön, dass der Kanuverband hier die
Zeichen erkannt hat und aktiv mit eingestiegen ist.
Für den Wettkampftag hatte der Seewetterbericht gutes Wetter angesagt, also kein Schnee, kein Frost und keine Windstärken über 7 Bft. Die gemeinsame Organisation mit den Wettkampfrichtern des DKV und den vielen Helfern vor Ort lief reibungslos. Alle Fragen wurden im Vorfeld geklärt und die Steuerleute wurden mit Motorbooten noch einmal auf die Strecke mitgenommen, um die Streckenlinie direkt in Augenschein zu nehmen.
Die Rheingauner verteidigten den Titel im Master Mixed und
schlugen damit die zweitplatzierten Preussen Drachen um weniger
als eine Minute. Auf Platz drei folgten die Flying Turbos. Wie
schon im vergangenen Jahr musste sich das Team Uckermark mit
dem undankbaren vierten Platz begnügen.
Mit dreißig Sekunden Vorsprung sicherte sich die Drag Attack
vor dem All Sports Team den Meistertitel der Senioren Mixed
Teams. Den dritten Platz erlangten zur völligen Überraschung
aller die HSP Seebären aus Rostock.
Erstmals gingen in diesem Jahr auch Breitensportteams im
Rahmen der Bestenermittlung Breitensport an den Start. Hier
siegten die Ospa-Dragons vor den Ottonen und den Domfelsen.
„Packende Rennen vor der malerischen Kulisse des
hanseatischen Hafens und faire Teams hatten wir uns gewünscht.
Was wir bekommen haben, hat unsere Erwartungen übertroffen.
Natürlich sind frei werdende Emotionen nach dem Rennen
obligatorisch, aber es gab keine Materialschäden und keine
Disqualifizierungen. Zum Schluss muss gesagt werden, alle Teams
waren zufrieden“, so Mitorganisator Axel Goldbecher.
Nach den offiziellen Rennen der Deutschen Meisterschaft und
der Bestenermittlung Breitensport wurde noch ein
Massenstartrennen für Fun Teams auf die Strecke geschickt,
dessen Teilnehmer aber bei weitem sonst nicht alle im Fun
Bereich angesiedelt sind. So nutzte das Team Baltic Dragon das
6 km Rennen als Trainingseinheit zur Vorbereitung auf die
Weltmeisterschaft des IDBF im Juli in Hongkong. Die meisten
hatten mit den 12 km schon ein hartes Rennen hinter sich,
stiegen aber ohne zu murren wieder ins Boot und holten dann
noch einen hart umkämpften dritten Platz.
Bei strahlendem Sonnenschein und fast Windstille wurde die Siegerehrung durch die mehrfache Olympiasiegerin im Kanurennsport Ramona Portwich durchgeführt. Bei toller Stimmung und dem guten Gefühl, dass alles rund lief, ging die dritte Deutsche Meisterschaft Langstrecke zu Ende. Die Rheingauner des WV Schierstein luden alle Teilnehmer zur vierten Deutschen Langstrecken Meisterschaft im nächsten Jahr nach Wiesbaden ein. Es ist davon auszugehen, dass alle Teilnehmer der diesjährigen DM der Einladung folgen werden, sind doch auch die Neulinge dieser Deutschen Meisterschaft inzwischen dem „Langstrecken Fieber“ verfallen.
Autor: Axel Goldbecher