Eine Woche nach ihrem Sieg beim Weltcup in Posen präsentierte sich der Kajak-Zweier der Damen mit Franziska Weber (Potsdam) und Tina Dietze (Leipzig) auch auf der Wedau in Duisburg in bemerkenswerter Form und fuhr in überzeugender Manier den zweiten Weltcupsieg der Saison heraus. Das bereits für Olympia qualifizierte deutsche Duo gewann mit über 1,6 Sekunden Vorsprung vor dem ungarischen Boot Csipes/Szabo und dem polnischen Duo Mikolajczik/Najaj. „Wir konnten hier in Duisburg ohne Druck paddeln und hatten dadurch auch die Ruhe, in Sachen Frequenz etwas zu probieren und einen etwas längeren Schlag zu fahren. Das ist voll aufgegangen. Das Rennen hat richtig Spaß gemacht“, meinte Schlagfrau Franziska Weber. Auch ihre Partnerin Tina Dietze unterstrich, den richtigen „Bums an die Kelle“ bekommen zu haben und schaute den kommenden Wochen der Olympiavorbereitung optimistisch entgegen. „Unser Anspruch ist, in London eine Medaille zu holen.“
Silber für den DKV erkämpfte hinter dem Spanier Alfonso Benavides Stefan Kiraj (Potsdam) im C1 über 200m. Der 23-jährige Bundespolizist bedauerte, in London nicht am Start sein zu können: „Es ist schade, dass wir den Quotenplatz nicht haben, insbesondere wenn man jetzt merkt, wie nah man doch an den Besten dran ist.“ Im gleichen Rennen belegte 1000m-Sieger Sebastian Brendel (Potsdam) Platz vier.
Im K1 der Herren über 200 sicherte sich Youngster Tom Liebscher (Dresden) hinter Vizeweltmeister Edward McKeever (GBR) und dem Equadorianer Cesar de Cesare Bronze, rund eineinhalb Zehntelsekunden vor WM-Bronzemedaillengewinner und Olympiastarter Ronald Rauhe (Potsdam). Der Potsdamer fuhr 22 Minuten später mit Jonas Ems (Essen) im Sprint-Zweier der Herren hinter den Booten aus Russland, Großbritannien und Frankreich erneut auf Rang vier.
Mit jeweils Silber sorgten Carolin Leonhardt (Mannheim) und Katrin Wagner-Augustin (Potsdam) im K2 der Damen über 200m, ferner über 500m Tom Liebscher im K1 sowie Martin Holstein (Neubrandenburg) und Andreas Ihle (Magdeburg) im K2 der Herren und Ronald Verch im C1 der Herren für weitere DKV-Medaillenerfolge in den nichtolympischen Einzeldisziplinen. Bronze erkämpften Stefan Kiraj und Björn Wäschke (Berlin) im C2 über 200m.
Für Spannung und Dramatik sorgten zum Abschluss des Duisburger Weltcups einmal mehr die 4x200m Staffelrennen. Dabei schrieben die Kajak-Damen Weltcup-Geschichte: In einem an Spannung kaum zu überbietendem Duell zwischen Deutschland und Polen um Platz eins fuhr Schlussfahrerin Sabine Volz (Karlsruhe) zeitgleich mit der Polin Marta Walczykiewicz über die Ziellinie und verhalf damit ihren Staffel-Kolleginnen Franziska Weber, Tina Dietze und Silke Hörmann (Karlsruhe) zu Gold. Erstmals bei einem Weltcup belegten damit zwei Staffeln Platz ein – Hand in Hand stiegen das deutsche und das polnische Quartett auf das Siegerpodest.
Zuvor hatte bereits die deutsche C1-Staffel mit Robert Nuck (Leipzig), Björn Wäschke, Stefan Kiraj und Sebastian Brendel Gold vor Russland und Canada geholt. Die Kajak-Staffel der Herren mit Tom Liebscher, Jonas Ems, Norman Bröckl und Ronald Rauhe belegte hinter Großbritannien, Russland und Kanada Rang vier.
Komplette Ergebnisse: www.kanuduisburg.de
Cheftrainer Reiner Kießler: Chancen auf acht Medaillen bei Olympia 2012
Reiner Kießler, Chefbundestrainer des Deutschen
Kanu-Verbands, zeigte sich mit den Leistungen seiner
Athletinnen und Athleten beim 2012 ICF Canoe Sprint World
Cup zufrieden. Im Rahmen eines Pressegesprächs nach den
Finals in den olympischen Disziplinen betonte der Trainer: „Die
Ergebnisse von Duisburg liegen im Rahmen der
Zielvereinbarung.“
Dabei gab es durchaus auch Überraschungen: Im Canadier-Zweier
durften sich Kurt Kuschela (Potsdam) und Peter Kretschmer
(Potsdam) über ihren zweiten Platz hinter dem Boot aus
Tschechien freuen. Sie entschieden die interne Konkurrenz gegen
das zweite DKV-Team Tomasz Wylenzek (Essen) und Stefan Holtz
(Leipzig).
Nach den Nominierungskriterien haben sich Kuschela/Kretschmer
für die Olympischen Spiele 2012 qualifiziert, während die
amtierenden Weltmeister Wylenzek/Holtz ihr Ticket nach
London verpassten. Reiner Kießler bestätigte am Sonntag noch
einmal diese Entscheidung. Der Chef-Bundestrainer und der
DKV-Sportdirektor Dr. Jens Kahl erwägen nun, die beiden
„Verlierer von Duisburg“ als Ersatzfahrer mit in die
Vorbereitung auf Olympia zu integrieren.
Darüber hinaus muss der DKV weitere Erkenntnisse aus dem
Weltcup in Duisburg im Trainerrat diskutieren, bevor bis zum
Mittwoch der offizielle Vorschlag für die Nominierung dem DOSB
vorgelegt werden muss. Die Frage nach der Besetzung des
Kajak-Einer der Damen gilt es zu beantworten. Weltmeisterin
Nicole Reinhardt (Lampertheim) hatte bereits am Freitag mit
einer Schulterverletzung die Regatta in Duisburg abgebrochen.
Ihre Olympia-Teilnahme ist weiter fraglich.
Im Kajak-Vierer 1.000 Meter der Herren ist das Experiment mit
dem Wechsel von Max Hoff von Platz zwei auf Platz drei im auf
zwei nicht gelungen. Das Boot belegte im Duisburger Finale nur
Rang sieben. „Insofern bietet der Ausgang dieses Projekts eine
wertvolle Erkenntnis“, so Reiner Kießler.
Was den Canadier-Einer über 200 Meter betrifft, so wird der
DKV die Disziplin in London besetzten, und dabei gleichzeitig
schauen, „dass sich die bessere Strecke nicht verschlechtert“,
so Jens Kahl. Gemeint war Sebastian Brendel, der für einen
Doppelstart in Frage kommt, aber über 1.000 Meter seine Stärke
und echte Medaillenchancen hat.
Bundestrainer Reiner Kießler sieht für die Olympischen Spielen
Chancen auf insgesamt acht Medaillen im Rennsportbereich. Die
Zielvereinbarung mit dem DOSB sieht insgesamt sieben Medaillen,
davon drei goldene vor. Kießler: „Es darf maximal nur ein
Rennen schiefen gehen, damit wir im Soll blieben.“
Konietzko nannte die Zielstellung eine „Herausforderung, aber
machbar.“ Er fügte hinzu: „Die in Duisburg gesehenen
Leistungen zeigen dass es möglich ist, unsere Ziele in London
zu erreichen.“
Von Hermann Kewitz/H.-P. Wagner
