23.03.2012 | Kanu-Wildwasserennsport

Fünf Fragen an Josef Baumann - Gesucht: Die eierlegende Wollmilchsau

Josef Baumann hat die Weltmeisterschaften in La Plagne fest im Visier. Um an der WM-Qualifikation teilnehmen zu können, muss er einen Ranglistenplatz unter den ersten Zehn erreichen.

Die Fulda-Kanu-Rennen an diesem Wochenende waren das erste Ranglistenrennen der Saison, wo der Sportstudent aus Mainz bereits wertvolle Punkte im Kampf um ein WM-Ticket sammeln konnte. Mit dem Sieg auf der Kurzdistanz und einem fünften Rang auf der Classicstrecke setzte der Barockstädter ein dickes Ausrufezeichen und nimmt nun eine Favoritenrolle im Kampf um ein WM-Ticket ein.

F: Wie schätzt du deine Leistung beim Heimrennen ein und was erwartest du noch von der Konkurrenz?

JB: Das Wochenende hätte nicht besser für mich laufen können. Im Sprint war das  mein zweiter Sieg hier beim Heimrennen nach 2009 und es zeigt, dass ich auf einem guten Weg bin. Mit dem sechsten Platz auf der Classicstrecke konnte ich beweisen, dass ich mich Ausdauertechnisch verbessert habe und nicht nicht nach 90 Sekunden schlapp mache – eine wichtige Verbesserung für die WM Quali.

In meiner Leistungsklasse waren bis auf einen Nationalmannschaftsfahrer die gesamte deutsche Elite anwesend – aus dem Ergebnissen kann man schon wichtige erste Rückschlüsse ziehen. Hinzu kommen noch die starken Nationalmannschaftsfahrer aus den Niederlanden, Belgien und der Schweiz – da weiß man jetzt auch schon ungefähr einzuschätzen, was die internationale Konkurrenz zu leisten vermag. Aber man darf sich von den Ergebnissen auch nicht täuschen lassen: Die Saison ist noch lang und es kann noch viel passieren. Die Konkurrenz schläft nicht, und wird sicherlich noch aufholen.

F: Was erwartet dich in La Plagne den genau? Kennst du die Strecken?

JB: Der Fluss in La Plagne bietet schwieriges und schnelles Wildwasser – das bringt meist knappe Entscheidungen mit sich. Hier können Zehntelsekunden entscheidend sein. Selbst bei der Quali! Ich versuche mich mit meinem Heimverein Kanu-Club Fulda über Ostern beim Trainingslager in Slowenien auf der Soca bestmöglich darauf vorzubereiten und mich auf die Streckenverhältnisse einzustellen. Jedoch ist die Isére nicht unbedingt mein Lieblingsfluss – ich mag es technischer.

F: Vergangenes Jahr hast du dich ja ganz klar auf die Sprintdistanz wegen der Heim-WM in Augsburg spezialisiert. Wie sieht es dieses Jahr aus?

JB: Diese Spezialisierung ist dieses Jahr leider nicht möglich. Der Verband sucht vier Allrounder für die WM: ausdauernde Sprinter oder sprintstarke Classiker. Sozusagen die eierlegende Wollmilchsau. Aber: Das Training ist darauf ausgerichtet und für die Konkurrenz herrschen die gleichen Bedingungen. Ich habe früher schon gezeigt, dass ich es über 15-20 Minuten kann und da habe ich auch keine Angst vor.

F: Wie man sieht hast du große Teile der Saisonvorbereitung im Kraftraum verbracht. Wie ist denn das Wintertraining für dich verlaufen?

JB: Letze Saison bin ich ja mit dem zusätzlichen Krafttraining gut gefahren, um die nötige Power für die kurze Belastungszeit im Sprint zu haben.  Da man Bewährtes bekanntlich ja nicht ändert, hatte ich einen ähnlichen Trainingsaufbrau. Ich habe jedoch auch mehr auf dem Wasser getan, weil ich schon Ausdauermängel im letzten Jahr festgestellt habe.

F: Wie ist dein momentaner Formstand und was können wir von dir noch erwarten?

JB: Es ist eine ähnlich schwierige Situation wie im vergangen Jahr: Ich stecke wieder mitten in einer Examensphase und das Studium geht bei mir ganz klar vor. Wie schon vergangene  Saison lasse ich das auf mich zukommen, dennoch ist die Saisonplanung schon auf die WM-Quali in La Plagne ausgerichtet. Ein Vorteil ist sicherlich, dass meine Trainingstrecke auf dem Rhein eine der wenigen war, die komplett eisfrei blieb und ich somit gutes Grundlagentraining absolvieren konnte. Für die nötige Spritzigkeit zum Fulda-Rennen fehlte mir aber jetzt die Zeit. Umso erstaunter bin ich, dass es jetzt schon so gut lief. Wenn ich jetzt demnächst die ersten harten Sprinteinheiten fahre, werde ich aber mit sicherlich noch eine Schippe drauflegen können und dann schauen wir mal, was bei der Quali rauskommt.

Das Interview führte David Piaskowski

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