K1-Europameister Max Hoff (Essen) setzte sich in seinem 1000m-Semifinale als Sieger vor Aleh Yurenia (BLR) und Anders Gustafsson (SWE) durch und sicherte sich insgesamt mit der zweitschnellsten Zeit aller Semifinalteilnehmer hinter dem Kanadier Adam von Koeverden den ersehnten Finalplatz. Er darf damit weiterhin auf seine erste Olympiamedaille hoffen. „Es war das erwartet schwere Rennen, denn die Weltspitze ist sehr eng beisammen. Ich bin erstmal froh im Finale zu sein, das wird dann ein ganz offenes Ding. Die Jungs sind alle mächtig fit, gerade einige von den Jüngeren haben mächtig Stress gemacht“, meinte der 29-Jährige wenige Minuten später und fügte hinzu: „Von mir war es noch nicht das beste Rennen, es ist noch etwas ausbaufähig. Ich hoffe nun auf faire Bedingungen im Finale und wenn es dann mit einer Medaille klappen sollte, würde einer meiner größten Träume in Erfüllung gehen.“
Ebenfalls erleichtert zeigte sich C1-Europameister Sebastian Brendel (Potsdam), der im Semifinale dem Ungarn Attila Vajda und dem Spanier Cal Figueroa das Nachsehen gab. Schneller war im anderen Semifinale lediglich der Franzose Mathieu Goubel. „Ich habe jetzt hier gezeigt, was ich kann, das macht mich schon etwas lockerer. Durch den Halbfinalsieg sehe ich mich nun auch nicht stärker unter Druck als zuvor“, äußerte das Canadier-Ass zu seinem Ergebnis und freute sich, dass bei seiner Olympia-Premiere „schon in den Vorläufen die Tribünen voll sind und man wie in ein Stadion hinein fährt“.
Vor den Einer-Semifinals hatten bereits die K2-Olympiasieger von Peking Martin Hollstein (Neubrandenburg) und Andreas Ihle (Magdeburg) mit ihrem ungefährdeten Vorlaufsieg vor den Booten aus Australien und der Slowakei ihre Anwartschaft auf eine erneute Olympiamedaille unterstrichen. „Es war schon unser Plan, das Finale direkt zu erreichen. Wir hatten ein gutes Gefühl und es ist im Rennen auch gut gerutscht. Allerdings hatte ich schon damit gerechnet dass das Feld noch enger beisammen sein würde“, schätze Andreas Ihle ihren Vorlauf ein. Auch Schlagmann Martin Hollstein unterstrich, sich von vornherein nicht dem Risiko eines Semifinallaufes ausgesetzt haben zu wollen. Nun sei eine Medaille ihr „Minimalziel“.
Ebenso paddelte der K4 der Damen mit Carolin Leonhardt (Mannheim), Franziska Weber, Katrin Wagner-Augustin (beide Potsdam) und Tina Dietze (Leipzig) als Vorlaufsieger auf direktem Weg ins Finale. Das Damen-Quartett des DKV bezwang dabei die Boote aus Portugal, Weißrussland, Russland und Polen, während Hauptkonkurrent Ungarn als Sieger im anderen Vorlauf die direkte Finalteilnahme sicherstellte. „Zunächst einmal sind wir erleichtert, gesehen zu haben was wir können. Ich würde mir Gedanken machen, wenn wir hier mit einer halben Länge hinter dem ersten Rang zurückgelegen hätten. Auch mit unserem Rennen bin ich im Großen und Ganzen zufrieden. Es lief zwar noch etwas holprig, der Rhythmus stimmte noch nicht ganz, aber das kriegen wir bis zum Finale hin“, sagte Schlagfrau Carolin Leonhardt, die mit ihren Kolleginnen von ihrem Freund, Kugelstoß-Silbermedaillengewinner David Storl auf der Tribüne angefeuert worden war. „Dass er auf der Tribüne ist, nimmt mir ein bisschen die Nervosität. Ich weiß dann, dass da jemand ist, der mich unterstützt“, so die K4-Olympiasiegerin von Athen.
Nach diesem Auftakt nach Maß am ersten Vorlauftag der Rennsport-Wettbewerbe bilanzierte Chefbundestrainer Reiner Kießler: „Erstmal ist gut, dass wir überall dabei sind. Die Finals sind jedoch wieder neue Rennen und da gibt es noch genug Nationen, die uns das Leben schwer machen werden. Heute haben sicher noch nicht alle Konkurrenten alles gezeigt. Aber die Siege heute waren schon mal wichtig um Selbstvertrauen zu tanken, denn man kommt ja hierher und weiß nicht so recht, ob man die nötige Form hat oder auch nicht. Diesbezüglich haben die heutigen Rennen doch zur Gewissheit beigetragen.“
Ergebnisse finden Sie unter: http://www.london2012.com/canoe-sprint
Text: H.-P. Wagner
