„Rettet die Brandenberger Ache“ führte schließlich zur Austragung von hochkarätigen Kanu-Wettkämpfen in der Region Kramsach. Der CSK 98 Kassel hatte auch für die 60. Deutschen Meisterschaften in Sprint und Classic diesen Austragungsort gewählt. Unter der Federführung von Jens Perlwitz (Kassel) und Manuela Gawehn (Siegburg) fanden die Einzel- und Mannschaftswettkämpfe auf der Brandenberger Ache vom 28.-31.05.2014 statt. Dabei wurden an die über 250 Teilnehmer aus 13 Landeskanuverbänden insgesamt 41 Deutsche Meistertitel vergeben.
Mit den Widrigkeiten einer Natursportart hatten die Meisterschaftsteilnehmer in Österreich hart zu kämpfen. Schönes Wetter im Vorfeld der Veranstaltung hatte den Pegel der Brandenberger Ache auf ein für Sportler und Material schmerzliches Niveau von weniger als 30 cm sinken lassen. Dennoch galt es, sich in zahlreichen Trainingsfahrten die Wege zwischen den Steinen einzuprägen und zwischen den Trainingseinheiten ggf. das Boot wieder schwimmfähig zu machen. Für die Classicrennen war die ca. 2 km lange, technisch anspruchsvolle Strecke zwischen der Tiefenbachklamm und dem Schlitz gewählt worden, da vergangene Hochwasser insbesondere den Saugraben und den Hennenstein für Abfahrtsboote unpassierbar gemacht hatten.
Pünktlich
zum Beginn der Wettkämpfe sorgte ein Wetterumschwung mit zum
Teil ergiebigen Regenfällen für einen drastischen Anstieg der
Pegelstände. Zum Glück startete die Meisterschaft am Mittwoch
und Donnerstag mit den Sprintrennen im Zentrum der Gemeinde
Kramsach, die nahezu unabhängig vom Pegelstand durchgeführt
werden konnten. Dabei galt es, die ca. 250 Meter lange Strecke
zweimal zu passieren, wobei die schnellere Fahrtzeit in die
Wertung einging. Während bei den Schülern und Masters damit die
Meisterschaft entschieden war, folgte in der Jugend-, Junioren-
und Leistungsklasse noch ein Finallauf der besten
Vorlaufteilnehmer um die begehrten Meisterschaftstitel.
Die starke Strömung ließ dem ein oder anderen jüngeren Mitglied der Kanufamilie die Knie zittern und so manchem Betreuer das Herz höher schlagen. Sorgen brauchte sich aber keiner machen, denn für die Sicherheit sorgten die Österreichische Wasserrettung und das Österreichische Rote Kreuz. Alge Tirol hatte die Zeitnahme übernommen und eine Live-Anzeige der Ergebnisse realisiert. So konnten Trainer, Betreuer und Zuschauer, kulinarisch vom Kajakklub Kramsach versorgt, die spannenden Wettkämpfe verfolgen, nach dessen Höhepunkt, den Finalrennen, noch die Mannschaftswettkämpfe mit Teams à 3 Sportlern folgten.
In
der Schülerklassen siegten im Sprint Verena Sülzer (FFB Brühl)
und Ben Langenbeck (KSK team Köln) im Kajak-Einer (KI) sowie
Otten/Krajewski (FFB Brühl) im Canadier-Zweier (CII). Die
Finalläufe für sich entscheiden konnten im CII Weber/Brücker
(RG DKV), Alke Overbeck (PSV Braunschweig) bei dem Damen KI,
Anna Bohn (KSG Köln) und Aaron Reith (KC Fulda) bei den
Junioren KI, Tobias Bong (RKC Köln) bei den Herren KI, Sabrina
Barm (AKV Augsburg) und Normen Weber (KSA Augsburg) bei den
Damen/Herren CI sowie Janosch Sülzer bei den Junioren CI. Die
Deutschen Meistertitel in den Mannschaftssprintwettkämpfen
gingen an Zentgraf-Fladung-Schütte (KC Fulda) bei den Schülern,
Falkenhain-Antons-Overbeck (PSV Braunschweig) bei den Herren,
Reith-Zentgraf-Gescher (KC Fulda) bei den Junioren,
Langenbeck-Schlesinger-von Zahn (KSK team Köln) bei der Jugend,
Gottwald-Prijon-Herrlein (KKR Rosenheim) bei dem Damen und
Pesch-Sülzer-Nies (FFB Brühl) in der Klasse der
Canadier-Einer.
Am Volksspielhaus in Kramsach wurden am Donnerstagabend die Meister und Platzierten aus den Sprintwettkämpfen geehrt bevor neue Regenfälle den Pegel zum Freitag hin wieder auf über 60 cm ansteigen ließen, so dass die Classicrennen der Schüler auf der anspruchsvollen Strecke zunächst einmal abgesagt werden mussten. Bei den übrigen Wettkämpfen mussten sich die Sportler schnell noch in einer Trainingsfahrt vor dem Wettkampf an die gestiegene Wasserwucht und die neue Fahrtroute gewöhnen, bevor es ab 11 Uhr an die Titelkämpfe ging. Trotz des unfreundlichen Wetters hatten zahlreiche Zuschauer den Weg ans Ufer der Brandenberger Ache gefunden und erlebten spannende, knappe und auch überraschende Entscheidungen mit.
Im
C1 konnten die Sieger aus dem Sprint ihren Erfolg wiederholen:
Es siegten Sabrina Barm, Janosch Sülzer und Normen Weber.
Ebenso hatten Tobias Bong im KI der Herren und Alke Overbeck
bei den KI Damen erneut die Nase vorn. Jan Ole von Hartz (PSV
Braunschweig) siegte bei den männlichen Junioren KI, Nico
Paufler (TV Passau) bei der männlichen Jugend KI. Der Titel in
der weiblichen Jugend KI ging an Lisa Koestle (WS Wiesbaden),
bei den weiblichen Junioren KI an Meghan Jaedicke (RdE
Hamburg). Im Canadier-Zweier siegten in diesem Jahr Nies/Pesch
(FFB Brühl).
Mit Spannung wurde dann der Wasserstand bis zum Samstagmorgen beobachtet. Nur bei einem Pegel von unter 50 cm würde der Veranstalter die Schülerwettkämpfe auf der Strecke zwischen Tiefenbachklamm und Schlitz durchführen. Und tatsächlich hatte der Wettergott ein Einsehen und schickte für den Samstag sogar die Sonne vorbei. So konnten bei ca. 45 cm sowohl die Schüler-Wettkämpfe als auch anschließend die Mannschaftsläufe nach einem kurzfristig angepassten Zeitplan durchgeführt werden.
Insbesondere im Nachwuchsbereich trennte sich die Spreu vom Weizen: Einige Sportler gingen aus Respekt vor der Strecke nicht an den Start, andere mussten ihr Rennen nach einer Kenterung frühzeitig beenden. Im Ziel angekommen konnte sich jeder Schüler, sowohl in der Meisterschaft, als auch in den Rahmenrennen, zunächst einmal über die erbrachte Leistung und einige auch noch über eine gewonnene Medaille freuen. Am Ende ließen sich die Schüler Ben Langenbeck und Verena Sülzer auch in der Classic den Sieg nicht nehmen und jubelten als nach ihren Rennen ihre Startnummern ganz oben auf der Anzeigetafel erschienen.
Den Abschluss der Meisterschaft bildeten die Mannschaftswettkämpfe in der Classic. Auf der etwa 6 Minuten langen Strecke galt es, gemeinsam den schnellsten Weg zu finden und durch gute Mannschaftsformation den schwächsten Sportler nach bestem Vermögen zu „ziehen“. Insbesondere im Zielschwall entschied die Mannschaftsformation darüber, ob der letzte Sportler seinen Abstand noch verkürzen und dadurch das Team ein paar Sekunden schneller würde machen können.
Die beste Mannschaftsleistung zeigten Frait-Paufler-Paufler (TV Passau) und siegten bei den Junioren KI, Bong-Gierenz-Beerschwenger (RKC Köln) bei den Herren KI und von Zahn-Schlesinger-Langenbeck (KSK team Köln) bei den Junioren KI. Auch die Schüler mussten an diesem Nachmittag noch einmal ran, um den Mannschaftstitel auszufahren. Im Ziel hatten Schütte-Fladung-Zentgraf (KC Fulda) um nur 0.17 Sekunden die Nase vor Sülzer-Krajewski-Eberl (FFB Brühl). Entsprechend entlud sich die Anspannung in Jubel bei den zahlreichen hessischen Fans im Zielbereich.
Seinen Ausklang fanden die 60. Deutschen Meisterschaften in der Wildwasser-Abfahrt mit der Siegerehrung im Sporthotel Sonnenuhr in Kramsach mit anschließender Party. „Eine rundum gelungene Veranstaltung, zu der alle ein Stückchen beigetragen haben“, resümierte Organisationsleiter Jens Perlwitz.
Text von Thomas Gawehn, Fotos von Patrick Kroener
- Ergebnisse DM Kramsach Classic 30./ 31.05.2014
- Ergebnisse DM Kramsach Sprint 28./29.05.2014
- Fotogallerie von Patrick Kroener
Schnappschüsse aus der Organisation der DM, die auch diesmal wieder wie am Schnürchen verlief: