19.05.2012 | Kanu-Rennsport

Weltcup in Posen: Hollstein/Ihle und Brendel erfüllen DKV-Olympianorm

Am ersten Finaltag des Weltcups in Posen paddelten die DKV-Athleten mit drei Siegen, drei zweiten Rängen und einem dritten Platz insgesamt sieben Mal aufs Treppchen. Dabei sicherten sich über 1000m die K2-Olympiasieger von Peking Martin Hollstein (Neubrandenburg) und Andreas Ihle (Magdeburg) mit ihrem heutigen Finalsieg sowie Sebastian Brendel (Potsdam) mit Rang zwei im C1 bereits die Olympianominierung.
Fest auf Olympia-Kurs: M. Hollstein u. A. Ihle

Bei Gegenwind, ansonsten aber deutlich angenehmeren äußeren Verhältnissen als bei den durch Wind und Wellen beeinträchtigten Rennen der Kontinentalqualifikation vor dem Weltcup knüpften Martin Hollstein und Andreas Ihle an ihren souveränen Auftritt in Vorlauf und Semifinale von gestern an und setzten sich mit einem kontrollierten Rennen auch im Finale durch, gefolgt von den Spaniern Hernanz/Cosgaya sowie den Portugiesen Pimenta/Silva.

Der dreimalige Olympiateilnehmer Andreas Ihle, der nun seinen vierten Spielen entgegensieht, sprach nach dem Rennen von einem „Riesenschritt in die richtige Richtung“: „Der Sieg war enorm wichtig, um uns nun mit der nötigen Ruhe auf Olympia vorbereiten zu können, vor allem unter dem Aspekt, dass Martin ja eine überzeugende Rangliste gefahren ist, bei mir aber die Sache etwas holprig lief. Schon der Vor- und Zwischenlauf hier waren gute Rennen, im Finale heute war es dann noch eine andere Sache, da mussten wir schon noch etwas mehr bringen, denn es war ja abzusehen, dass dies kein Zuckerschlecken werden würde. Aber wir haben es geschafft unseren Schuh durchzufahren und ich denke, wir haben uns im Zweier auch wieder ganz gut gefunden.“ Das zweite deutsche Boot in dieser Disziplin, Kostja Stroinski (Berlin) und Torben Fröse (Essen) kam im B-Finale auf Rang zwei.

Ein weiterer, entscheidender Schritt Richtung London gelang auch Sebastian Brendel im C1 über 1000m. Der Potsdamer musste sich zwei Tage nach seinem Erfolg bei der Kontinentalqualifikation lediglich Mark Oldershaw aus Kanada um eine reichliche Sekunde geschlagen geben, buchte mit dem silbernen Rang als bestes deutsches Boot vor seinem Vereinskameraden Ronald Verch auf Platz fünf aber dennoch das Olympiaticket.

Sebastian Brendel blickt damit auf eine „echt perfekte Woche“ zurück, „die anstrengend und spannend war und wo mit der geglückten Olympiaqualifikation letztlich alles geklappt hat“, meinte der 24-jährige Bundespolizist und gab Aufschluss über sein taktisches Vorgehen im Finale: „Bei dem Gegenwind muss man zu Beginn etwas vorsichtig sein. Ich bin die ersten 500 Meter ganz gut mitgefahren und habe mich immer an Mark Oldershaw neben mir orientiert. Zum Schluss hat mir dann auf den letzten Metern etwas die Kraft gefehlt.“ Beim Weltcup in Duisburg nächstes Wochenende kommt es nun erneut zum Duell mit dem Kanadier: „Dann werde ich versuchen ihn zu schlagen, wenngleich er ja kein Schlechter ist. Immerhin hat er beim vorolympischen Wettkampf letztes Jahr gewonnen. Aber in Duisburg gehe ich dann mit ein bisschen weniger Druck an den Start, vielleicht geht es dann anders aus.“

Weitere Olympiatickets auf den Weltcup in Duisburg vertagt

Damit haben bislang drei DKV-Athleten die internen Qualifikationskriterien erfüllt. Für alle anderen potenziellen Olympiakandidaten wird das Abschneiden am kommenden Wochenende in Duisburg den Ausschlag geben.

So auch im C2 über 1000m, wo die Weltmeister von Szeged Tomasz Wylenzek (Essen) und Stefan Holtz (Leipzig) nach ihrem Erfolg in der nationalen Qualifikation auch im heutigen Finale die Führung übernahmen und auf dem besten Weg schienen, die Olympiaqualifikation perfekt zu machen. Doch mit einem bärenstarken Endspurt sorgte das zweite deutsche Boot mit den WM-Bronzemedaillengewinner über 500m Peter Kretschmer und Kurt Kuschela (beide Potsdam) für eine hochdramatische Schlussphase und zog noch um 44 Tausendstelsekunden an dem Weltmeister-Duo vorbei. Damit hielten die U23-Europameister des Vorjahres die Entscheidung über die Olympia-Besetzung in dieser Disziplin bis zum Weltcup in Duisburg offen.

Den dritten Sieg des Tages für den DKV fuhr in überzeugender Manier mit einer knappen Bootslänge Vorsprung der K4 der Damen über 500m mit Carolin Leonhardt (Mannheim), Franziska Weber, Katrin Wagner-Augustin (beide Potsdam) und Tina Dietze (Leipzig) vor den Booten aus Russland und Portugal heraus. Da im Boot es Vizeweltmeisters von 2011 nunmehr Katrin Wagner-Augustin anstelle von Silke Hörmann (Karlsruhe) paddelt, kann das Quartett ebenso wie der K4 der Männer auch erst beim Weltcup in Duisburg das Olympiaticket lösen.

Auch das Herren-Flaggschiff mit Marcus Groß, Norman Bröckl (beide Berlin), Max Hoff (Essen) und Tim Wieskötter (Potsdam) bestimmte nach der Startphase lange Zeit das Rennen, erst im Schlussspurt verwies das Boot aus Tschechien das DKV-Quartett um 56 Tausendstelsekunden auf Rang zwei, Platz drei ging an Dänemark.

Eine Stunde zuvor hatte es Max Hoff in der Hand, nach überzeugenden Auftritten in Vorlauf und Semifinale im K1 über 1000m das Olympiaticket zu lösen. Der 29-jährige dreimalige K1-Weltmeister fand jedoch nicht optimal in seine Frequenz, konnte so am Ende nicht mehr wie gewohnt erfolgreich sein Finish gestalten und kam auf Rang fünf. Den Sieg sicherte sich Rene Holten Poulsen (DEN) vor Eirik Veraas Larsen (NOR) und Weltmeister Adam van Koeverden (CAN). Max Hoff muss nun ebenfalls beim Weltcup in Duisburg das Olympiaticket erkämpfen und sich dabei noch einmal gegen das zweite deutsche Boot mit Robert Gleinert (Berlin) durchsetzen, der in Posen im C-Final Rang fünf belegte.

Gleiches gilt für K1-Weltmeisterin Nicole Reinhardt (Lampertheim), die nach ihrem Ausfall in der nationalen Qualifikation mit Rang drei im 500m-Finale hinter Henriette Engel Hansen (DEN) und Spela Janic Ponomarenko (SLO) wieder auf dem besten Weg in die Spitze ist. Im zweiten deutschen Boot fuhr hier Silke Hörmann im B-Final auf Platz zwei.

Chefbundestrainer Reiner Kießler bewertete das Abschneiden am ersten Finaltag als „super Saisoneinstieg, bei dem sich die gesamte Mannschaft gut präsentiert“ habe. „Im Hinblick auf die Olympiavorbereitung liegen alle voll im Plan. Die erste internationale Standortbestimmung hier hat uns nützliche Erkenntnisse gebracht, so wissen wir jetzt, hier geht was und hier ist noch etwas zu tun“, so der Chefcoach.

Am morgigen Sonntag können weitere DKV-Athleten das Olympiaticket lösen, so im K2 der Damen über 500m Franziska Weber und Tina Dietze, die ebenso wie ihre Kolleginnen aus dem K4 Carolin Leonhardt und Katrin Wagner-Augustin als Vorlaufsieger direkt das Finale erreicht haben. Die gleiche Chance hat auf der 200m-Sprintstrecke auch der WM-Bronzemedaillengewinner Ronald Rauhe (Potsdam) im K1 und zusammen mit Jonas Ems (Essen) im K2, beide Boote starten ebenfalls in den A-Finals. Alle anderen DKV-Boote sind morgen in den B-Finals vertreten.

 Komplette Ergebnisse: www.kayakpl.com

Text: H.-P. Wagner

Zurück zur Liste