Auf der durch den Lahntal Tourismus Verband eingeladenen Veranstaltung zum Thema „Bundeswasserstraße Lahn – Planungen des Bundes zur Abstufung der Lahn“ bekräftigten die Landräte des Rhein-Lahn-Kreises, des Landkreises Limburg-Weilburg, des Lahn-Dill-Kreises und des Landkreises Marburg-Biedenkopf, sowie zahlreiche kommunale Vertreter der Lahn-Anrainer-Kommunen, dass der Bund für die Lahn den Status einer Bundeswasserstraße beibehalten soll. Somit soll der Bund auch weiterhin den Unterhalt und die Pflege der Schleusen, Wehre und sonstigen verkehrstechnischen Einrichtungen an der Lahn sicherstellen.
„Alle unsere gemeinsamen Anstrengungen der letzten Jahrzehnte sind in Gefahr, abgewertet zu werden“, so Ralf Kruse von der Bundesvereinigung Kanutouristik (BKT). „Gemeinsam mit den Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz, den Landkreisen an der Lahn, den Kommunen, vielen privaten Investoren und natürlich den Außenstellen des Wasser- und Schifffahrtsamtes vor Ort, haben wir für sehr viel Geld in der Größenordnung Millionen, eine Infrastruktur geschaffen, die die Lahn, laut einer Studie des Bundesverkehrsministeriums, zu dem beliebtesten Kanuwanderfluss Deutschlands gemacht hat“, so Kruse weiter. „Mit einer Ausgliederung der Lahn aus dem Bundeswasserstraßennetz werden diese Bemühungen ad absurdum geführt!“
„Auch wir, als im Deutschen Kanu-Verband organisierte Vereine, haben enorme Investitionen in das Paddelrevier Lahn getätigt“, sagt Jens Perlwitz, Präsident des Hessischen Kanu-Verbandes für den Deutschen Kanu-Verband. „Wir haben in eine zweistellige Anzahl von Kanu-Vereinsheimen mit Steganlagen und kompletter Infrastruktur investiert, in der Absicht, die Lahn noch Jahrzehnte zu befahren!“, so Perlwitz weiter. „Eine Abstufung der Lahn würde die Investitionen unserer vielen ehrenamtlichen Mitglieder und ihrer Vereine geradezu unglaublich abwerten!“
Der Geschäftsführer des Lahntal Tourismus Verbandes, Achim Girsig, hob während der Veranstaltung hervor, dass mit „1,15 Milliarden Euro der Lahntal-Tourismus nicht unerheblich zur Wertschöpfung in der Region beiträgt.“ Weiterhin führte er aus, „dass mit 10.000 Beschäftigten im Lahntal-Tourismus eine bemerkenswerte „Firma“ herangewachsen ist.“
Der Vorsitzende des Lahntal Tourismus Verbandes, Landrat Wolfgang Schuster, hob im Namen seiner Kollegen aus den weiteren Landkreisen des Lahntals hervor, „dass durch den Wegfall des Status Bundeswasserstraße für die Lahn der gesamte Tourismus im Lahntal negativ beeinflusst würde, da das Image des Lahntals nach außen zu einem großen Teil von den guten Möglichkeiten für Wasserwanderer geprägt wird.“
„Unverständlich ist für mich“, so die Geschäftsführerin der BKT, Anja Gretzschel, „dass die Bundesregierung auf der einen Seite Geld für die Bundestagsinitiative „Infrastruktur und Marketing für den Wassertourismus in Deutschland verbessern“ ausgibt, um auf der anderen Seite die beliebtesten Wasserwanderreviere wie Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Aller-Revier in Niedersachsen, Mosel und Lahn durch eine Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung den Todesstoß zu geben.“
Die Bundesvereinigung Kanutouristik e.V. und der Deutsche Kanu-Verband stehen mit zahlreichen Dachorganisationen wie z.B. dem Lahntal Tourismus Verband, dem Deutschen Tourismusverband und dem Bundesverband Wassersportwirtschaft sowie den Landesministerien in enger Kooperation um die geplante Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung kritisch zu begleiten. „Wir fragen uns, warum muss eine Verwaltungsreform automatisch mit der Kategorisierung der Wasserstraßen einhergehen? Warum zählen bei der Kategorisierung der Bundeswasserstraßen nur die verfrachteten Tonnagemengen? Unserer Ansicht nach muss hierzu auch die Wertschöpfung in Regionen mit wassertouristischen Angeboten berücksichtigt werden, “ so Anja Gretzschel.
„Leider hat der Verkehrsausschuss des Bundestages bisher niemals unsere Tonnagen, die wir mit dem Kanu auf Deutschlands Flüssen befördern, jemals registriert“, so Ralf Kruse schmunzelnd.
Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident, ließ während der Veranstaltung mitteilen, dass die von ihm geführte Landesregierung gemeinsam mit vielen seiner Kollegen aus anderen Landesregierungen, die Belange des Wassersports und Wassertourismus auf Bundeswasserstraßen berücksichtigen werde und die Kernaussagen der Versammlung, „Die Lahn muss Bundeswasserstraße bleiben“, gegenüber dem Verkehrsministerium in Berlin unterstützen werde. „Sie können uns an Ihrer Seite wissen“, ließ Ministerialdirigent Bernhard Maßberg die Teilnehmenden wissen. Die Aufgabe des Landes sei, darzustellen, wie wichtig das Lahntal für den Tourismus sei.
„Wassertourismus ist für viele Regionen im ländlichen Raum, wie es der Großteil der Region Lahn ist, ein Pfund mit dem wir wuchern können“, so der Lahnexperte Ralf Kruse. Nicht nur, dass der Tourismus für das Einkommen der Bewohner sorgt, nein, viel mehr, „Freizeitangebote, wie zum Beispiel das Kanuwandern, unterstützen die Bemühungen der Politik, arbeitsplatzintensive Firmen in die Region zu locken. Aber nur dort, wo sich Freizeit erleben lässt, werden sich auch hoch qualifizierte Mitarbeiter finden. Der Bund steuert leider zur Zeit dagegen. Aber wir in der Region, Landkreis, Kommunen, die Bundesvereinigung Kanutouristik, der Deutsche Kanu-Verband und viele engagierte Einzelbetriebe und -personen werden den Zerfall unserer jahrzehntelangen Bemühungen für die Lahn nicht zulassen!“
Foto:
Im Boot (v.l.n.r.) Wolfgang Schuster (Landrat
Lahn-Dill-Kreis), Manfred Michel (Landrat Limburg-Weilburg),
Günter Kern ( Landrat Rhein-Lahn-Kreis)
Hintere Reihe (v.l.n.r) Achim Girsig (Lahntal Tourismus
Verband), Anja Gretzschel und Ralf Kruse (Bundesvereinigung
Kanutouristik e.V.), Jens Perlwitz (Deutscher Kanu-Verband)