Aber die Konkurrenz ist extrem groß, das Finale ist von
vorne bis hinten bestens besetzt. Angefangen von
Peking-Olympiasieger Attila Vajda aus Ungarn über David Cal,
der mit einem Sieg als erfolgreichster spanischer Olympionike
in die Geschichte seines Landes eingehen würde - und der
deshalb noch zusätzlich hoch motiviert sein wird. Große Chancen
hat auch Mark Oldershaw aus Kanada, ihm liegt es, wenn der Wind
von rechts kommt, was ja auf der Londoner Olympiastrecke öfters
der Fall ist. Nicht zu unterschätzen ist auch der Franzose
Mathieu Goubel – mit ihm sind es dann schon vier Top-Athleten,
die neben Sebastian um den Olympiasieg kämpfen.
Außenseiterchancen hat außerdem auch noch der Usbeke Vadim
Menkov. Es wird also ein hochinteressantes Rennen, bei dem ich
auf jeden Fall live vor Ort dabei sein will. Aber auch die
anderen Kanu-Endläufe sollte man beachten, aus deutscher Sicht
allemal. Alle deutschen Athleten sind fit und gesund, die
Stimmung ist gut. Sechs bis sieben Medaillen sind möglich, das
wäre in jeder zweiten Disziplin eine Medaille und damit ein
phänomenaler Schnitt. Das müsste man mal in anderen Sportarten
hochrechnen! Könnten die Kanu-Wettkämpfe auf der Rennstrecke in
der ersten Olympia-Woche stattfinden, würden die Diskussionen
um das Abschneiden des deutschen Olympia-Teams vielleicht etwas
ruhiger verlaufen. Ich hoffe auf jeden Fall, die Athleten
können ihre eigenen und die von anderen in sie gesetzten
Erwartungen erfüllen.
Nach vier Olympischen Spielen als Aktiver, erlebe ich diese
jetzt zum ersten Mal aus einer anderen Perspektive. Während ich
im ersten Jahr nach meinem Rücktritt insbesondere meine
Disziplin mit einer Portion Wehmut verfolgt habe, kann ich es
jetzt mit genügend Abstand genießen. Ich konnte dieses Mal bei
der Eröffnungsfeier dabei sein, was für mich als Athlet nie
möglich war, da die Kanu-Wettkämpfe immer erst in der zweiten
Hälfte der Spiele stattfinden. Ich kann auch andere Wettkämpfe
besuchen, z.B. war ich bei der Leichtathletik oder habe meine
Schwester Anja beim Triathlon angefeuert. Absolut
beeindruckend, wenn die Zuschauer in 10er-Reihen
mitfiebern!
Euer Andreas Dittmer
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Andreas Dittmer (* 16. April 1972 in Neustrelitz)
gewann bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta, 2000 in
Sydney und 2004 in Athen insgesamt dreimal Gold, einmal Silber
und einmal Bronze. Der „schnellste Indianer der Welt“ wurde
zwischen 1994 und 2008 acht Mal Weltmeister und ist mit
insgesamt 30 WM-Medaillen der erfolgreichste Canadier-Fahrer
aller Zeiten. 2008 beendete er seine aktive Karriere, arbeitet
seitdem für den Deutschen Sparkassen- und Giroverband und ist
dort zuständig für die Sportförderung.
Der Neubrandenburger wurde über 19 Jahre (von 1991 bis 2008)
von der Deutschen Sporthilfe gefördert. Er ist Mitglied in
emadeus – dem Club der Sporthilfe-Athleten.
Quelle. Deutsche Sporthilfe.
