„Der heutige Tag war für uns absolut enttäuschend. Aber da sieht man einmal mehr, Olympia ist eben etwas anderes, denn konditionell und körperlich waren unsere Sportler absolut fit“, resümierte DKV-Präsident Olaf Heukrodt bedrückt. Auch Sportdirektor Dr. Jens Kahl verbarg seine Enttäuschung nicht: „Wir wollten zwei Medaillen, jetzt haben wir nur eine, das ist nicht ganz befriedigend. Vor den letzten beiden Entscheidungen war die zweite Medaille relativ nah, aber vielleicht haben wir schon zuviel daran gedacht.“
Weltmeisterin Jennifer Bongardt, die mit ihrem missratenen Semifinallauf die Tragödie eröffnete, wollte nach dem Rennen erstmal mit sich allein sein, bis sie sich dann 40 Minuten später gefasst den Medien stellte: „Ich war fit wie nie zuvor, nun ist der Traum Olympia geplatzt“, sagte sie zu ihrem Missgeschick auf der Strecke von Shunyi, die ihr eigentlich zu liegen schien: „Ich finde die Strecke sehr schön und würde gern wieder hierherkommen“, meinte sie selbst in der Stunde der größten Enttäuschung. Auch die wetterbedingte eintägige Unterbrechung des Wettkampfes sah sie nicht als Grund für das Scheitern: Ich fand es war die beste Entscheidung, das Rennen auf heute zu verschieben. Gestern hätte es auch schief gehen können“, meinte sie ratlos zu dem was passiert war. „Jetzt stehen erstmal ein paar Fragezeichen am Himmel, auf die ich eine Antwort finden muss. Aber das Leben geht weiter. Ich muss jetzt versuchen das Beste daraus zu machen“, richtete sie ihren Blick nach vorn.
Riesenenttäuschung stand auch Felix Michel und Sebastian Piersig über die schon so greifbar nahe und dann doch noch verlorene Medaille ins Gesicht geschrieben. „Eine Nacht waren wir fast schon Olympiasieger, nun sind wir sechste“, zeigte sich Sebastian Piersig wie auch sein Partner niedergeschlagen und mit einigen Tränen kämpfend.
Trotz des Druckes, als Führende ins Finale gehen zu müssen, wollten „sie so fahren wie im Halbfinale, aber das ist heute in die Hose gegangen“, schätzte auch Bundestrainer Jürgen Köhler emotional betroffen von dieser Schlappe ein.
Die Tragödie ihrer Kollegen aus der Nachbardisziplin hatten auch einige Rennsportler nach ihrem Training von der Athletentribüne aus mitverfolgt und sich einen anderen Ausgang erhofft. Die Gefahr einer Rückwirkung auf die noch bevorstehenden Rennsport-Entscheidungen sah DKV-Präsident Olaf Heukrodt jedoch nicht: „So wie ich unsere Rennsportler einschätze, sind die nicht so mental anfällig, dass da etwas ‚rüberschwappt.“
