Bei der erfolgreichen Verteidigung seines
WM-Titels über 1000m verwies Max Hoff auf den letzten Metern
noch den lange Zeit führenden Olympiasieger von Peking Tim
Brabants (GBR) sowie Vizeeuropameister Aleh Yurenia (BLR) auf
die Plätze. „Ich hatte nicht wirklich einen guten Start. Hinten
raus habe ich dann ganz schön gebissen. Jetzt ist erstmal
unglaublich viel Druck von mir abgefallen“, sagte der neue und
alte Champion zu seinem hart erkämpften Sieg.
Ebenfalls mit einem
vehementen Schlussspurt sicherten sich Martin Holstein und
Andreas Ihle vor den Booten aus Ungarn und Russland
den Titel. Auch sie hatten zunächst einige Mühe, wie Martin
Hollstein bekannte: „Wir sind am Anfang nicht ganz so ins
Rennen gekommen wie wir das wollten. Aber am Ende hat es dann
gepasst.“ Und sein WM-erfahrener Partner Andreas Ihle fügte
hinzu: „Es ist für uns schon was Besonderes, alle Rennen in der
Saison gewonnen zu haben, und mit dem WM-Titel zum Schluss ist
dies natürlich umso schöner. Das zeigt, dass unser Olympiasieg
kein Zufall war.“
Sprachlos vor Freude zeigte
sich eine übers ganze Gesicht strahlende Franziska Weber
(Potsdam), die in beeindruckender Manier nicht nur Ungarns
Ausnahmekanutin Katalin Kovacs zum Schluss die Führung entriss,
sondern auch noch mit zweieinhalb Sekunden Vorsprung ihren
ersten großen internationalen Titel einfuhr. „Ich hatte immer
im Hinterkopf, dass ich Katalin nicht abreißen lassen durfte.
Dass ich am Ende dann noch so leicht vorbeikomme, hätte ich
nicht gedacht. Wo die Kraft hergekommen ist, möchte ich selbst
gern wissen“, kommentierte die überglückliche Siegerin ihr
Rennen.
Im Zweierkajak der Damen
erkämpften sich Carolin Leonhardt (Mannheim) und Silke Hörmann
(Karlsruhe) hinter den souveränen Siegerinnen Szabo/Csipes
(HUN) im Endspurt knapp vor dem russischen Boot
Salakhova/Sergeeva die Silbermedaille. Bronze holten Sebastian
Brendel (Potsdam) im C1 und der C4 mit Chris Wend (Magdeburg),
Tomasz Wylenzek (Essen), Ronald Verch (Potsdam) und Erik
Rebstock (Neubrandenburg).
Der K4 der Herren mit
Marcus Groß (Berlin), Norman Bröckl (Berlin), Tim Wieskötter
(Potsdam) und Hendrik Bertz (Berlin) verpasste auf Rang vier
Bronze lediglich um 12 Hundertstelsekunden. Weltmeister wurde
Frankreich vor Weißrussland und Tschechischen Republik. Im
ersten Rennen das Tages mit deutscher Beteiligung entschieden
Erik Leue (Magdeburg) und Thomas Lück (Neubrandenburg) das
B-Finale im Canadier-Zweier vor den Booten aus China und
Usbekistan für sich.
Chefbundestrainer Reiner
Kießler zeigte sich mit den Leistungen der DKV-Boote insgesamt
zufrieden: „Es hat heute niemand enttäuscht. In jedem Endlauf
waren die Medaillen hart umkämpft. Wir haben großartigen Sport
gesehen. Ich denke, die heutigen Finals waren eine Werbung für
den Kanusport. Leid tut es mir für den K4 der Herren. Wer mit
so geringem Abstand eine Medaille verpasst, zählt trotzdem zur
Weltklasse.
Sechs DKV-Boote in den
200m-Finals
In den Vor- und Zwischenläufen über 200m
qualifizierten sich in den Einer-Disziplinen Ronald Rauhe
(Potsdam) und Nicole Reinhardt (Lampertheim) im Kajak sowie
Stefan Holtz (Karlsruhe) und Lydia Weber (Dresden) im
Canadier für die Finals am Sonntagmittag. Gleichfalls dabei
sind der K2 der Damen mit Fanny Fischer (Potsdam) und Conny
Waßmuth (Magdeburg) sowie der C2 mit Björn Wäschke (Berlin) und
Stefan Kiraj (Potsdam). Einzig dem Kajak-Zweier der Herren mit
Sören Schust (Magdeburg) unn Jonas Ems (Essen) reichte Platz
drei im Semifinale nicht für den Einzug in den A-Endlauf.
Ronald Verch und Max Hoff wie schon in Trasona mit
Gold und Silber auf der Langstrecke
In den abschließenden
5000m-Langstreckenrennen am ersten Finaltag der WM lieferte
sich zunächst der diesjährige Europameister Ronald Verch
(Potsdam) ein spannendes Duell mit dem EM-Zweiten Jose Luis
Bouza Pregal aus Spanien, das der Potsdamer am Ende mit einem
langen Endspurt schließlich deutlich für sich entscheiden
konnte und damit nach EM- nun auch WM-Gold holte. „. Ich hab’
schon gehofft, als Europameister auch die WM gewinnen zu
können. Aber auf der Langstrecke kann immer viel passieren. Ich
wollte nicht wieder wie bei der EM allein vorn fahren und das
Risiko eingehen, dass der Spanier hinter mir auf einer Welle
Körner spart und mir dann am Ende vielleicht noch gefährlich
wird. So war meine Devise, Ruhe bewahren und ihn auch einmal
die Führungsarbeit machen lassen. Die Rechnung ist aufgegangen,
das Rennen hat Spaß gemacht“, meinte der Weltmeister nach
seinem Sieg.
Im K1 der Herren bestimmte
5000m-Vizeeuropameister Hoff von Beginn an das Rennen an der
Spitze mit und lieferte sich insbesondere mit dem Australier
Ken Wallace spannende Führungswechsel. Mit einem früh
angezogenen Endspurt versuchte sich der Kölner auf den letzten
250 Metern abzusetzen, doch der Australier konterte, setzte
sich seinerseits mit einem unwiderstehlichen Antritt an die
Spitze und erkämpfte den WM-Titel vor dem deutschen
1000m-Champion und dem Italiener Maximilian Benassi. Max Hoff
sagte zu seinem Rennen: „Ich wusste, wenn Ken auf meiner Welle
ist, wird’s schwierig. Als ich bei 250 Meter losgefahren bin,
dachte ich zunächst auch es geht, doch dann haben mich die
Wellen der überrundeten Fahrer etwas gestört. Wenn man im
Schlussspurt eh schon nicht mehr kann, bringt einen das schon
etwas aus dem Konzept. Aber ich habe mich nicht zu beschweren,
mit dem 2. Platz kann ich gut leben.“
Im 5000m-Rennen der Damen erwischte
1000m-Weltmeisterin Franziska Weber in der Startphase nicht die
richtige Spur als die Post abging und verlor bereits zu Beginn
den Kontakt zur Spitze. In den Kampf um den Titel, den sich am
Ende die Ungarin Vivien Follath vor Maryna Paltaran (BLR) und
der Finnin Anne Rikala sicherte, konnte sie somit nicht
eingreifen und kam auf Platz acht ins Ziel.
DKV-Präsident Thomas Konietzko bezeichnete
das Abschneiden der deutschen Kanuflotte am ersten Finaltag mit
insgesamt viermal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze als
„phantastisch, aber an einigen Stellen haben wir noch Arbeit
vor uns“, die man nach der WM in Ruhe analysieren wolle. „Auch
das zeichnet uns aus, dass wir trotz guter Ergebnisse nicht
vollends zufrieden sind“, so der Präsident.
Komplette Ergebnisse: http://kayak2010.com
Text: H.-P. Wagner