21.08.2010 | Kanu-Rennsport

WM in Posen: Hoff, Hollstein/Ihle, Weber und Verch holen WM-Gold

Zum Auftakt der Finalrennen bei den Rennsport-Weltmeisterschaften in Posen erkämpften in den Entscheidungen über die 1000m-Distanz Titelverteidiger Max Hoff (Köln), die Olympiasieger von Peking Martin Hollstein (Neubrandenburg) und Andreas Ihle (Magdeburg) und Franziska Weber (Potsdam) die ersten WM-Titel für den DKV. Außerdem gab es Silber im K2 der Damen und jeweils Bronze im C1 und im C4 der Herren. Auf der Langstrecke wurde Ronald Verch (Potsdam) Weltmeister, Max Hoff paddelte auf den silbernen Rang.
WM-Gold und -Silber für Max Hoff

Bei der erfolgreichen Verteidigung seines WM-Titels über 1000m verwies Max Hoff auf den letzten Metern noch den lange Zeit führenden Olympiasieger von Peking Tim Brabants (GBR) sowie Vizeeuropameister Aleh Yurenia (BLR) auf die Plätze. „Ich hatte nicht wirklich einen guten Start. Hinten raus habe ich dann ganz schön gebissen. Jetzt ist erstmal unglaublich viel Druck von mir abgefallen“, sagte der neue und alte Champion zu seinem hart erkämpften Sieg.

 Ebenfalls mit einem vehementen Schlussspurt sicherten sich Martin Holstein und Andreas Ihle  vor den Booten aus Ungarn und Russland den Titel. Auch sie hatten zunächst einige Mühe, wie Martin Hollstein bekannte:  „Wir sind am Anfang nicht ganz so ins Rennen gekommen wie wir das wollten. Aber am Ende hat es dann gepasst.“ Und sein WM-erfahrener Partner Andreas Ihle fügte hinzu: „Es ist für uns schon was Besonderes, alle Rennen in der Saison gewonnen zu haben, und mit dem WM-Titel zum Schluss ist dies natürlich umso schöner. Das zeigt, dass unser Olympiasieg kein Zufall war.“

 Sprachlos vor Freude zeigte sich eine übers ganze Gesicht strahlende Franziska Weber (Potsdam), die in beeindruckender Manier nicht nur Ungarns Ausnahmekanutin Katalin Kovacs zum Schluss die Führung entriss, sondern auch noch mit zweieinhalb Sekunden Vorsprung ihren ersten großen internationalen Titel einfuhr. „Ich hatte immer im Hinterkopf, dass ich Katalin nicht abreißen lassen durfte. Dass ich am Ende dann noch so leicht vorbeikomme, hätte ich nicht gedacht. Wo die Kraft hergekommen ist, möchte ich selbst gern wissen“, kommentierte die überglückliche Siegerin ihr Rennen.

 Im Zweierkajak der Damen erkämpften sich Carolin Leonhardt (Mannheim) und Silke Hörmann (Karlsruhe) hinter den souveränen Siegerinnen Szabo/Csipes (HUN) im Endspurt knapp vor dem russischen Boot Salakhova/Sergeeva die Silbermedaille. Bronze holten Sebastian Brendel (Potsdam) im C1 und der C4 mit Chris Wend (Magdeburg), Tomasz Wylenzek (Essen), Ronald Verch (Potsdam) und Erik Rebstock (Neubrandenburg).

 Der K4 der Herren mit Marcus Groß (Berlin), Norman Bröckl (Berlin), Tim Wieskötter (Potsdam) und Hendrik Bertz (Berlin) verpasste auf Rang vier Bronze lediglich um 12 Hundertstelsekunden. Weltmeister wurde Frankreich vor Weißrussland und Tschechischen Republik. Im ersten Rennen das Tages mit deutscher Beteiligung entschieden Erik Leue (Magdeburg)  und Thomas Lück (Neubrandenburg) das B-Finale im Canadier-Zweier vor den Booten aus China und Usbekistan für sich.

 Chefbundestrainer Reiner Kießler zeigte sich mit den Leistungen der DKV-Boote insgesamt zufrieden: „Es hat heute niemand enttäuscht. In jedem Endlauf waren die Medaillen hart umkämpft. Wir haben großartigen Sport gesehen. Ich denke, die heutigen Finals waren eine Werbung für den Kanusport. Leid tut es mir für den K4 der Herren. Wer mit so geringem Abstand eine Medaille verpasst, zählt trotzdem zur Weltklasse.

 Sechs DKV-Boote in den 200m-Finals

In den Vor- und Zwischenläufen über 200m qualifizierten sich in den Einer-Disziplinen Ronald Rauhe (Potsdam) und Nicole Reinhardt (Lampertheim) im Kajak sowie Stefan Holtz (Karlsruhe) und Lydia Weber (Dresden)  im Canadier für die Finals am Sonntagmittag. Gleichfalls dabei sind der K2 der Damen mit Fanny Fischer (Potsdam) und Conny Waßmuth (Magdeburg) sowie der C2 mit Björn Wäschke (Berlin) und Stefan Kiraj (Potsdam). Einzig dem Kajak-Zweier der Herren mit Sören Schust (Magdeburg) unn Jonas Ems (Essen) reichte Platz drei im Semifinale nicht für den Einzug in den A-Endlauf.

 

Ronald Verch und Max Hoff wie schon in Trasona mit Gold und Silber auf der Langstrecke

 In den abschließenden 5000m-Langstreckenrennen am ersten Finaltag der WM lieferte sich zunächst der diesjährige Europameister Ronald Verch (Potsdam) ein spannendes Duell mit dem EM-Zweiten Jose Luis Bouza Pregal aus Spanien, das der Potsdamer am Ende mit einem langen Endspurt schließlich deutlich für sich entscheiden konnte und damit nach EM- nun auch WM-Gold holte. „. Ich hab’ schon gehofft, als Europameister auch die WM gewinnen zu können. Aber auf der Langstrecke kann immer viel passieren. Ich wollte nicht wieder wie bei der EM allein vorn fahren und das Risiko eingehen, dass der Spanier hinter mir auf einer Welle Körner spart und mir dann am Ende vielleicht noch gefährlich wird. So war meine Devise, Ruhe bewahren und ihn auch einmal die Führungsarbeit machen lassen. Die Rechnung ist aufgegangen, das Rennen hat Spaß gemacht“, meinte der Weltmeister nach seinem Sieg.

Im K1 der Herren bestimmte 5000m-Vizeeuropameister Hoff von Beginn an das Rennen an der Spitze mit und lieferte sich insbesondere mit dem Australier Ken Wallace spannende Führungswechsel. Mit einem früh angezogenen Endspurt versuchte sich der Kölner auf den letzten 250 Metern abzusetzen, doch der Australier konterte, setzte sich seinerseits mit einem unwiderstehlichen Antritt an die Spitze und erkämpfte den WM-Titel vor dem deutschen 1000m-Champion und dem Italiener Maximilian Benassi. Max Hoff sagte zu seinem Rennen: „Ich wusste, wenn Ken auf meiner Welle ist, wird’s schwierig. Als ich bei 250 Meter losgefahren bin, dachte ich zunächst auch es geht, doch dann haben mich die Wellen der überrundeten Fahrer etwas gestört. Wenn man im Schlussspurt eh schon nicht mehr kann, bringt einen das schon etwas aus dem Konzept. Aber ich habe mich nicht zu beschweren, mit dem 2. Platz kann ich gut leben.“

Im 5000m-Rennen der Damen erwischte 1000m-Weltmeisterin Franziska Weber in der Startphase nicht die richtige Spur als die Post abging und verlor bereits zu Beginn den Kontakt zur Spitze. In den Kampf um den Titel, den sich am Ende die Ungarin Vivien Follath vor Maryna Paltaran (BLR) und der Finnin Anne Rikala sicherte, konnte sie somit nicht eingreifen und kam auf Platz acht ins Ziel.

DKV-Präsident Thomas Konietzko bezeichnete das Abschneiden der deutschen Kanuflotte am ersten Finaltag mit insgesamt viermal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze als „phantastisch, aber an einigen Stellen haben wir noch Arbeit vor uns“, die man nach der WM in Ruhe analysieren wolle. „Auch das zeichnet uns aus, dass wir trotz guter Ergebnisse nicht vollends zufrieden sind“, so der Präsident.

 

Komplette Ergebnisse: http://kayak2010.com

 

Text: H.-P. Wagner

 

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