"Das tut schon weh", erklärte ein gefrusteter Ronny Rauhe im Anschluss. "Wir sind hierher gekommen, um Gold zu holen. Hier eine Niederlage zu kassieren, müssen wir erst verdauen." Auch Tim Wieskötter war deutlich die Enttäuschung anzumerken: "Wir hatten uns auf den Zielspurt verlassen und gehofft, dass die Spanier das nicht durchstehen." Im K2 über 500m sind die beiden deutschen Ausnahmekönner aus Potsdam zunächst schlecht vom Start weggekommen. Ganz im Gegenteil zu den furios startenden Spaniern, die nach 250 Metern eine Länge Vorsprung auf das gesamte Feld hatten. Rauhe/Wieskötter anworteten zwar mit ihrem gefürchteten Zielspurt, doch den großen Abstand konnten die Spanier mit einer Zehntel ins Ziel retten. Mti einem Abstand von einer knappen Zehntel Sekunde durchbrach das spanische Duo diese endlos scheinende Siegesserie und sicherte sich Gold.
Bronze gewonnen
Dem hingegen feierten heute zwei Boote der DKV-Flotte
überglücklich ihre Bronzemedaille: Katrin Wagern-Augustin,
Tomasz Wylenzek und Christian Gille.
Im K1 der Damen konnte Katrin Wagner-Augustin die Flaute
deutscher Kanutinnen auf dieser Strecke endlich beenden. Nach
16 Jahren konnte erstmals eine deutsche Kajak-Einzelfahrerin
eine Medaille bei Olympischen Spielen gewinnen. "Ich kanns noch
gar nicht glauben, da ich mich erst auf Platz vier gesehen
habe", berchtete Wagner-Augustin. "Ich hab die ganze Zeit gegen
die Kovacs gekämpft und die Ukrainerin gar nicht richtig sehen
können. Im Enspurt hat es dann gut gegen Katalin geklappt. Die
Medaille ist fast wie eine goldene für mich." Die 30-jährige
Potsdamerin hatte sich ein spannendes Rennen mit der großen
Favoritin aus Ungarn geliefert, während sich Josefa Idem (ITA)
und Inna Osypenko-Radomska (UKR) ein ähnliches Duell
lieferten. Die gebürtige Deutsche Idem wurde zunächst auf Gold
vermutet doch nach dem Zielfoto sprach der hauchdünner Abstand
von 4/1000 sek für die Ukrainerin.
Stehaufmänner im Canadier
"Kanusport ist hart. Wer sich vor Schmerzen drückt,
kann auch zu Hause bleiben." Das konnte nur ein Mann sagen, der
Schmerzen kennt, sich nichts daraus macht, wiederaufsteht und
am nächsten Tag eine Medaille bei Olympia gewinnt: Tomasz
Wylenzek.
Was aber aus dem C2 über 500m am heutigen Tag wird, stand
wahrlich in den Sternen. Gestern noch hatte Wylenzek eine
notwendige Infusion bekommen, wurde ins Krankhaus gebracht und
konnte auch nicht an der Siegerehrung teilnehmen. Denn Silber
hatte er nach dem gestrigen Rennen schon in der Tasche. Sein
Partner im C2 Christian Gille war ebenso gesundheitlich
angeschlagen und die Konkurrenz war über 500m stärker
einzuschätzen. Die Chinesen waren wie erwartet schnell enteilt
und auch das russische Boot ließ man ziehen. Ein erbitterter
Kampf um Platz drei zwischen Deutschland und den
Weißrussen entfachte , das der Leipziger und der
Essener auf der Ziellinie für sich entscheiden konnten. Mit
einem knappen, aber erkennbaren Vorsprung kam der deutsche
Zweier-Canadier zur verdienten Bronzemedaille. "Der
Zielschnapper hat einfach genau gepaßt, dazu gehört auch etwas
Routine, aber heute war auch das Glück auf unserer Seite",
freute sich Christian Gille nach seinem Rennen. Auch Wylenzek
zeigte sich heute nach der Medaille wieder wohlauf und bei
bester Laune: "Ich bin richtig glücklich, ein dritter Platz
nach diesem Tag gestern. Ich hab zwar die halbe Nach nicht
richtig geschlafen, aber heute Morgen gab mir der Doc grünes
Licht. Wir sind echt zufrieden und heute Abend kann Peking
etwas erleben, wenn wir zum Feiern kommen."
Das Rennen im K2 der Damen mit dem Weltmeisterboot von Fanny Fischer und Nicole Reinhardt wurde als letztes auf der olympischen Regatta im Kanupark von Shunyi gestartet. Der Zweier-Kajak mit den gestrigen Olympiasiegern Fischer und Reinhardt war zuvor als Medaillenkandidat gehandelt worden, doch nach der Hälfte der Strecke wurde deutlich, dass dieser Wunsch heute nicht mehr in Erfüllung gehen wird. Die Goldmädels von gestern konnten die Boote aus Ungarn, Polen und Frankreich im Zielspurt nicht mehr abfangen. Mit einer Zeit von 1:42.89 sec. kamen der K2 auf den undankbaren vierten Platz.
Ergebnisse des zweiten Finaltages:
FINAL MENS 500m K1
1.Ken Wallace AUS 1:37.252
2.Adam van Koeverden CAN 1:37.630
3.Tim Brabants GBR 1:37.671
4.Eirik Veraas Larsen NOR 1:37.949
5.Anton Ryakhov RUS 1:38.187
6.Akos Vereckei HUN 1:38.318
7.Anders Gustafsson SWE 1:38.447
8.Steven Ferguson NZL 1:38.512
9.Stjepan Janic CRO 1:38.729
FINAL MENS 500m C1
1.Maxim Opalev RUS 1:47.140
2.David Cal ESP 1:48.397
3.Iurii Cheban UKR 1:48.766
4.Mathieu Goubel FRA 1:49.056
5.Alaiksandr Zhukovski BLR 1:49.092
6.Li Qiang CHN 1:49.287
7.Florin Georgian Mironcic ROU 1:49.861
8.Pawel Baraszkiewicz POL 1:50.048
9.Attila Vajda HUN 1:50.156
FINAL WOMEN'S 500m K1
1.Inna Osypenko-Radomska UKR 1:50.673
2.Josefa Idem ITA 1:50.677
3.Katrin Wagner-Augustin GER 1:51.022
4.Katalin Kovacs HUN 1:51.139
5.Zhong Hongyan CHN 1:52.220
6.Spela Ponomarenko SLO 1:52.363
7.Lucy Wainwright GBR 1:53.102
8.Jennifer Hodson RSA 1:53.353
9.Yuliana Salakhova RUS 1:53.973
FINAL MEN'S 500m K2
1.Saul Craviotto/Carlos Perez ESP
2.Ronald Rauhe/Tim Wieskotter GER
3.Raman Piatrushenka/Vadzim Makhneu BLR
4.Zoltan Kammerer/Gabor Kucsera HUN
5.Kim Wraae Knudsen/Rene Holten Poulsen DEN
6.Richard Dober Jr/Andrew Willows CAN
7.Vincent Lecruibier/Sebastien Jouve FRA
8.Marek Twardowski/Adam Wysocki POL
9.Andrea Facchin/Antonio Massimiliano Scaduto ITA
FINAL MEN'S 500m C2
1.Meng Guanliang/Yang Wenjun CHN 1:41.025
2.Sergey Ulegin /Alexander Kostoglod RUS 1:41.282
3.Christian Gille/Thomasz
Wylenzek GER 1:41.964
4.Andrei Bahdanovich/Aliaksandr Bahdanovich BLR 1:41.996
5.Andrew Russell/Gabriel Beachesne-Sevigny CAN 1:42.450
6.Iosif Chirila/Andrei Cuculici ROU 1:43.195
7.Deyan Georgiev /Adnan Aliev BUL 1:43.971
8.Sergiy Bezuglyy/Maksym Prokopenko UKR 1:44.157
9.Daniel Jedraszko/Roman Rynkiewicz POL 1:44.389
FINAL WOMEN'S 500m K2
1.Katalin Kovacs/Natasa Janic HUN 1:41.308
2.Beata Mikolajczyk/Aneta Konieczna POL 1:42.092
3.Marie Delattre/Anne-Laure
Viard FRA 1:42.128
4.Fanny Fischer/Nicole Reinhardt GER 1:42.899
5.Shinobu Kitamoto/Mikiko Takeya JPN 1:43.291
6.Hannah Davis/Lyndsie Fogarty AUS 1:43.969
7.Anne Rikala /Jenni Mikkonen FIN 1:44.176
8.Michala Mruzkova/Jana Blahova CZE 1:44.870
9.Yvonne Schuring/Viktoria Schwarz AUT 1:44.965
