Mit einem souveränen Vorlaufsieg vor den Booten aus Russland, China, Tschechien und Polen sicherten sich bei ihrer Olympia-Premiere im C2 über 1000m Peter Kretschmer und Kurt Kuschela (beide Potsdam) die Finalteilnahme. Canadier-Bundestrainer Kay Vesely bescheinigte den beiden „ein starkes Rennen gefahren“ zu sein, das am Ende gar mit der Bestzeit aller Vorlaufteilnehmer belohnt wurde. „Sie sind offensiv angegangen, auf der Strecke sauber durchgefahren und nach 500 Metern war es dann ein Selbstläufer. Wenn sie das im Finale noch mal so hinbekommen, dann ist alles möglich“, äußerte sich der Canadier-Coach zufrieden. Schlagmann Peter Kretschmer verriet: „Es war von Anfang an unser Ziel, direkt ins Finale zu fahren. Wir wussten, dass es knapp werden könnte, denn auch die anderen Boote hatten im Verlauf der Saison schon Topresultate. Umso schöner, dass unser Ziel nun aufgegangen ist.“ Und sein Zweierpartner Kurt Kuschela fügte mit Blick auf das Finale hinzu: „Ich hoffe, dass wir im Finale am Donnerstag im Endspurt noch eine Schippe drauflegen können.“
Dies taten in ihren Semifinals sowohl Franziska Weber (Potsdam) und Tina Dietze (Leipzig) im K2 der Damen über 500m als auch Marcus Groß, Norman Bröckl (beide Berlin), Max Hoff (Essen) und Tim Wieskötter (Potsdam) im K4 der Herren über 1000m. Das Damen-Duo hatte bei seiner Olympia-Premiere im Vorlauf zunächst hinter den Chinesinnen Wu/Zhou Rang zwei belegt und fand sich dann im Semifinale zusammen mit den Siegerbooten der beiden anderen Vorläufe, Ungarns Top-Stars Kovacs/Douchev-Janics sowie den Schwedinnen Nordlöw/Johansson, außerdem noch den Polinnen, Weißrussinnen und Neuseeländerinnen wieder. „Als wir die Auslosung gesehen haben, mussten wir erstmal ganz tief durchatmen. Das war fast schon ein Finale mit dem Deckmantel Semifinale“, bekannte Franziska Weber nach dem Zwischenlauf, den sie mit einer starken Vorstellung und Bestzeit aller Boote vor den amtierenden Weltmeisterinnen aus Ungarn und den Polinnen Naja/Mikolajczyk gewannen. Erleichtert über die Finalqualifikation meinte Tina Dietze zu der überzeugend gelösten Aufgabe: „Wer eine Medaille gewinnen will, der muss auch in einem solchen Zwischenlauf bestehen. Wir waren uns einig, dass wir in dem Rennen alles abrufen mussten, und wenn es so auch im Finale läuft, können wir zufrieden sein. Mehr als unser Bestes können wir nicht geben.“
Der K4 der Herren hatte zwar zunächst mit Platz zwei im Vorlauf hinter dem Boot aus der Slowakei die angestrebte direkte Finalqualifikation nicht erreicht, sich dann jedoch im Semifinale noch mal um dreieinhalb Sekunden gesteigert und mit einem bemerkenswerten Schlussspurt hinter Australien schließlich ungefährdet die Finalteilnahme klar gemacht. Der Bundestrainer der Kajak-Herren Detlef Hofmann äußerte sich nach dem Semifinale „zufrieden mit dem Ergebnis. Für das Finale aber müssen wir uns noch was überlegen. Dort werden mindestens fünf, sechs Boote um die Medaillen streiten, und da wollen wir dabeisein.“ Schlagmann Marcus Groß bilanzierte: „Wir sind im Semifinale unser Rennen gefahren und am Ende noch einmal ordentlich angetreten.“ Und Max Hoff schätzte mit Blick auf das Finale ein: „Da ist sicher noch etwas drin. So eng wie die Konkurrenz beisammen ist, hilft nur Harakiri. Die Frage wird dann sein: Entweder du platzt oder nicht.“ Optimistisch mit Blick auf das Finale zeigte sich Tim Wieskötter: „Wir gehen positiv gestimmt aus dem Semifinale und können im Kampf um die Medaillen sicher noch ein paar Restprozente ’rausholen.“
In der vierten Qualifikationsentscheidung des Tages kam die viermalige Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin (Potsdam) im K1 der Damen über 500m nach Platz drei im Vorlauf im Semifinale auf Rang vier hinter der Silbermedaillengewinnerin von Peking Josefa Idem (ITA), Rachel Cawthorn (GBR) und Teresa Portela (POR) und qualifizierte sich damit für das B-Finale. Bei 250m noch in führender Position, musste die Potsdamerin auf der zweiten Streckenhälfte die Konkurrentinnen noch an sich vorbeiziehen lassen. „Ich kann noch gar nicht sagen, woran es gelegen hat. Ich habe mich eigentlich gut gefühlt. Es ärgert mich schon ein bisschen, dass ich im Einer nicht mehr dabei bin“, sagte sie nach dem Rennen, in dem ihrem Empfinden nach auch der Wind Einfluss gehabt und die höheren Bahnen etwas begünstigt habe. „Jetzt heißt es umso mehr Gas im Vierer zu geben, da soll’s Gold werden“, gab sie sich zugleich angriffslustig für das Finale morgen.
Chefbundestrainer Reiner Kießler konstatierte nach den zweiten Qualifikationstag: „Unser Maximalziel haben wir nicht ganz erreicht. Wir hätten schon gern die acht Finalplätze gehabt. Leider sind es nun sieben, aber auch das ist schon gut. Ich hoffe nun, dass diese sieben alle das Heft in die Hand nehmen und ihre Leistung im Finale bringen.“
Komplette Ergebnisse: http://www.london2012.com/canoe-sprint
Text: H.-P. Wagner
