29.08.2012 | Kanu-Drachenboot

Exotische Abenteuer und Paddelspaß am Nordufer

So viele Teams wie nie zuvor hatten sich zum 21. Schweriner Drachenbootfestival angemeldet. Dementsprechend schallte es am Samstag alle sieben Minuten „Are you ready? Attention! GO!” über den Pfaffenteich. Gleich drei Cups wurden entschieden: der Meistercup des Handwerks, die Langstreckenrennen über 1.000 Meter und der HELIOS-Cup. Auf die Veranstalter des Afrikanischen Sommerfestes wartete noch eine ganz besondere Herausforderung: die erste Fahrt in einem Drachenboot.
Foto: Drachenbootfestival

Mit dem Start des Energy-Cups der Stadtwerke Schwerin begann am Freitagabend das beliebte Schweriner Drachenbootfestival. Kurz vor Beginn der Dämmerung hieß es um 19.30 Uhr zum ersten Mal an diesem Wochenende „Are you ready? Attention! GO!“ und die Paddler stachen voller Siegeswillen in den Pfaffenteich. „Wir freuen uns über das große Interesse und die zahlreichen Anmeldungen“, so Ute Becker, Stadtwerke-Mitarbeiterin und gleichzeitig Mitglied des Schweriner Stadtwerke-Teams „Energy Dragons“. Natürlich wollten die Schweriner den Stadtwerke-Pokal, das Miniatur-Drachenboot im Maßstab 1:12, nach Hause holen. Nach einem „ziemlich heißen Gemetzel, dass sie sich schon traditionell auf dem Pfaffenteich liefern“, so Moderator Alexander Bachmann, musste sich das Team um Ute Becker abermals von den DREWAGianern geschlagen geben. Letztere konnten sowohl den zweiten Durchlauf als auch das Finalrennen für sich entscheiden und waren mit einer Zeit von 50,36 Sekunden sieben Zehntel schneller als ihre Verfolger. „Es war schon unser Ziel, den Titel zu verteidigen“, sagte Teamcaptain Frank Mahlitz. „Einige von uns haben noch bis 13 Uhr gearbeitet, wollten aber unbedingt heute hier mit dabei sein.“ Die knapp fünf Stunden lange Fahrt hat sich gelohnt. Gefeiert wurde allerdings nur in Maßen. „Einige von uns starten morgen noch beim Internationalen Großen Preis von Schwerin als 'LPG Blaues Wunder', da müssen sie auch wieder fit sein.“ Dennoch ließen sie es sich nicht nehmen, gemeinsam mit den Besuchern des NDR-Kulthitparty bei Tanz und Musik den Abend ausklingen zu lassen.

Punkt 9.30 Uhr begannen am Samstag die ersten Vorläufe zum Internationalen Großen Preis von Schwerin. Um den ausgefeilten Rennplan für 147 Teams einhalten zu können, starteten die Mannschaften alle sieben Minuten. Fünf Cups verliefen parallel, drei davon wurden bereits am gleichen Tag entschieden. Löwenstark zeigten sie die Finalgegner. Letztendlich konnten sich jedoch die Rohrlöwen gegenüber den Baulöwen behaupten. Das Ergebnis kam für das Gewinnerteam allerdings überraschend: „Die Baulöwen waren wirklich stark. In den letzten zwei Jahren lagen wir immer auf dem zweiten Platz. Umso mehr freuen wir uns nun natürlich, dass das Rennen so ausgegangen ist”, sagte Nico Skiba, Teamcaptain der Rohrlöwen.
Beim HELIOS-Cup gewannen die Re(h)animateure mit einer Zeit von 1:41,78 Minuten.
Besonders viel Ausdauer bewiesen die 77 Teams der Langstreckenrennen, denn mit 1.000 Metern sind diese fünf Mal so lang wie die Strecken der anderen Cups. Mit einer ausgefeilten Technik, Kraft und einer tollen Zeit von 04:30,73 Minuten setze sich das Hannover All Sports Team an die Spitze. Teamcaptain Katrin Müller fand Sieg und Mannschaft einfach nur „Granate!”.
Ebenso kurz und knackig war die herzliche Taufe von NDR-Moderatorin und Drachenbootfestival-Neuling Kathrin Feistner. Als Anführerin einer Mannschaftspolonaise tanzte sie sich in die Herzen der Paddler und Besucher.
Zwischen den einzelnen Wertungsläufen der jeweiligen Rennen konnten die Sportler gemeinsam mit den Besuchern des Festivals am Nordufer in eine exotische Welt eintauchen. So präsentierten die Veranstalter des zweiten Afrikanischen Sommerfestes Kunst und Mode aus ihren Heimatländern. Dabei erhielten sie prominente Unterstützung von Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow, Stadtpräsident Stephan Nolte, Peter Jung, Oberbürgermeister der Partnerstadt Wuppertal und Manuela Schwesig, Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales des Landes Mecklenburg-Vorpommern. „Es ist uns ein dringendes Anliegen, gemeinschaftlich unsere Städte zu gestalten und ein Zeichen für Toleranz und friedliche Koexistenz zu setzen", sagte Schwesig. Sie nahmen die 25-jährige Städtepartnerschaft von Schwerin und Wuppertal als Anlass, dieses Vorhaben weiterhin zu intensivieren. An der Seite von Frauen und Männern unter anderem aus Kamerun, Niger, Gambia und Kenia präsentierten sie farbenfrohe traditionelle Kleidung.
Arafat Ourobou Tchakpedou, einer der Veranstalter des Afrikanischen Sommerfestes, war vom Drachenbootfahren so fasziniert, dass er sich mit Freunden zum ersten Mal in ein Drachenboot setzte. Nach einer entspannten Runde um den Pfaffenteich stand fest, dass das nicht das Letzte Mal war. „Es hat sehr viel Spaß gemacht und wir haben uns vorgenommen, bis zum nächsten Jahr fleißig zu trainieren”, so Tchakpedou.
Das fulminante Höhenfeuerwerk um 23 Uhr war der Höhepunkt des Abends. Eindrucksvolle Feuerwerksblüten erhellten das Festivalgelände und brachten die Gäste und Teilnehmer zum Staunen.

Am Sonntagnachmittag herrschte mit einem Mal Totenstille auf dem Pfaffenteich. Und das trotz der sechs Teams, die gerade ihre letzten Kräfte in das eben gefahrene Rennen steckten. Der Grund: Es war das A-Finale der Chamionsklasse, das letzte Rennen des 21. Drachenbootfestivals, der Lauf, auf dem der Gewinner des Internationalen Großen Preises ermittelt werden sollte. Und keiner ahnte auch nur, wer gewonnen hat, lieferten sie sich ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen mit unklarem Ausgang. Bis zur offiziellen Siegerehrung, die eine viertel Stunde später erfolgte, wusste keiner, wer den Preis mit nach Hause nehmen darf. „Das Ergebnis ist unglaublich knapp. Mit einer Zeit von 45,85 Sekunden und nur einer hundertstel Sekunde Vorsprung heißt der Sieger des 21. Drachenbootfestivals Hannover All Sports Team”, verkündete Cheforganisator Heiko Stolp. Teamcaptain Katrin Müller fand die Leistung ihres Teams, wie auch schon beim Gewinn des Langstreckenrennens einen Tag zuvor, einfach nur „Granate! Wir sind zum ersten Mal in dieser Formation zum beim Schweriner Drachenbootfestival an den Start gegangen und möchten uns herzlich bei unserem Trainer bedanken, der uns mit seinem ganzen Herzblut auf diesen Moment vorbereitet hat”, sagte Müller.
Doch noch weitere Sieger gab es am dritten Tag des Festivals: So gewannen die Red Money Dragons die Business Races, „Vorne halten!” das A-Finale der Damenklasse, der PSV Schwerin den Sportler-Cup und die Herren der SCN Crew das Open Rennen. Auch das Sportsteam Hamburg hatte allen Grund zur Freude. Sie waren die Losgewinner des Juniordrachenboots im Wert von 7.000 Euro, das von der BuK Boots- und Kunststoffbau GmbH gesponsert wurde.
Ausgelassen feierten Sportler und Gäste auf dem 21. Drachenbootfestival. Zwar blieb die Besucherzahl aufgrund des wechselhaften Wetters mit 38.000 Zuschauern etwas hinter den Erwartungen der Veranstalter, was aber der Stimmung auf dem Festivalgelände keinen Abbruch tat. „Wir sind Wassersportler, da bringen uns kurze Regenschauer nicht so schnell aus der Bahn”, fasst Stolp zusammen.
Grundlegende Voraussetzung der guten Stimmung beim 21. Schweriner Drachenbootfestival war die perfekte Organisation. Die gastgebende Kanurenngemeinschaft schaffte es unter Wettkampfleiter Michael Zachrau, den Zeitplan mit dem extrem kurzen Starttakt von sieben Minuten zu halten. „Ich danke all unseren Vereinsmitgliedern und den fleißigen Helfern für diesen unglaublichen Einsatz”, so Stolp.

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