Das Team hatte alle Hände voll zu tun. Im Minutentakt
legten immer wieder Boote am Steg der Harburger Kanuten an.
Nach dem gemeinsamen Schleusen hinter Geesthacht hatten sich
die meisten zügig auf den Weg nach Hamburg-Harburg begeben, um
noch die Strömung der ablaufenden Tide zu nutzen und möglichst
vor Beginn des auflaufenden Wassers am Zielort zu sein. Am
zügigsten unterwegs waren Fritz und Renate Dreyer vom KC
Steinhuder Meer gemeinsam mit Fahrtenleiter Werner Trost. „Wir
sind nach der Schleuse direkt durchgepaddelt. So konnten wir
vorneweg fahren und hatten nicht die Wellen der anderen. Es
lief super gut“, berichtete Fritz Dreyer über die letzten 32
der insgesamt rund 630 gepaddelten Elbe-Kilometer. Dabei
bekamen die Tour-Teilnehmer teilweise Unterstützung durch
Rückenwind, teilweise aber kam der Wind auch von der Seite und
bereitete vor allem den Canadiern einige Probleme. „Ich bin so
kaputt wie noch nie zuvor nach einer Etappe. Das war bei dem
Wind heute schon ganz schön anstrengend“, bekannte Hans-Jürgen
Schmidt, Einzelpaddler aus Baden-Württemberg.
Als nicht weniger anstrengend erwies sich nach der Ankunft am
Ziel das An-Land-Bringen der beladenen Boote. Die ablaufende
Tide hatte den Wasserspiegel abgesenkt, so dass die Boote
nun eine steile, etwa vier Meter hohe schmale
Landungsbrücke hinauf „gehievt“ werden mussten. Auch hier
bewährten sich ein weiteres Mal Kameradschaft und gegenseitige
Unterstützung. Ob das eigene Boot oder ein anderes – jeder
packte bei jedem mit an.
Begeisternde Tour-Bilanz
Nach dem ersten Verschnaufen mit Kaffee und Kuchen, dem
Aufbauen der Zelte und später bei Steak, Würstchen, Cola,
Wasser, Bier, Wein und so manch anderem Getränk ließen viele
der Elbe-Paddler die Eindrücke der Tour noch einmal Revue
passieren. „Schade, dass es schon vorbei ist. Wenn man z. B.
durch die faszinierenden Auenlandschaften mit ihren Buchten und
idyllischen Sandstränden paddelt – in Gedanken ganz bei der
Natur – dann fühlt man sich in frühere Zeiten zurückversetzt.
Heute gibt es eine solche weitgehend unverbaute Natur nur noch
sehr selten, bei uns in den Niederlanden nahezu kaum“, meinte
Huub Bierens und sein niederländischer Paddelkollege Gerard van
der Heijden bemerkte: „Ich bin froh, dass ich das mitgemacht
habe.“ Er stufte die Elbefahrt auf der Hitliste seiner
bisherigen Touren weit oben gleich hinter Venedig auf Rang zwei
ein. Aus Pirna, dem Eingangstor zur Sächsischen Schweiz, kommt
Frank Forker und ist damit der am weitesten südlich wohnende
Elbanlieger unter den Tour-Teilnehmern. „Bis Coswig war ich
zwar vorher schon gekommen, nun aber wollte ich sehen, wie die
Elbe weitergeht. Ich habe es auf keinen Fall bereut“, sagte er
und zeigte sich beeindruckt von seinem ersten Schleusenerlebnis
– „das war schon imposant mit den großen Schiffen“ – und
überrascht, wie sich die Landschaft auf den letzten Etappen
noch einmal geändert habe. „Das war ’ne schöne Fahrt“,
bilanzierte auch Niedersachsens Kanu-Verbandspräsident Dr.
Albert Emmerich, positiv angetan vor allem vom Service, den die
Kanuvereine an den Etappenorten bis hin zu den Harburgern am
Ende der Fahrt den Elbe-Paddlern boten. Ein ähnliches Fazit
zogen auch Gudrun und Hans Rott vom KC Darmstadt: „Ich habe
noch nie organisierten Urlaub gemacht, sondern immer
individuell. Die Fahrt aber war einfach super. Man kommt z. B.
an und schon ist jemand am Steg, der einem mit dem Boot hilft,
und dann gehst du erstmal in aller Ruhe Kaffee trinken – es war
ein absoluter Verwöhnurlaub“, schwärmte Gudrun Rott. Mit dem
Kaffee- und Kuchenangebot „in einer unglaublichen Vielfalt“
hätten sich die Vereine eine riesige Mühe gegeben, nach den
Etappen sei dies „genau das Richtige“ gewesen, würdigte Helmut
Mann vom Ludwigshafener KC ebenfalls die Anstrengungen und die
Freundlichkeit der Gastgeber. „Auch die Kombination von Kultur
und Natur bei der Elbefahrt ist großartig, insbesondere mit den
Stadtführungen von Leuten, die vor Ort wohnen und viel
Persönliches mit in die Erläuterungen einbringen.“ Ein
zusätzliches Qualitätsmerkmal sei die Tatsache gewesen, „dass
auch der Naturschutz in die Fahrt mit eingebettet ist, das
macht sie gleichfalls zu einer Bildungsfahrt“, stellte er zudem
fest.
Gepackt vom Fahrten-Fieber
Begeistert von den Landschaftserlebnissen wie z. B. dem
Elbsandsteingebirge gleich zu Beginn über die Gastfreundschaft
und Bewirtung durch die Vereine bis hin zu den Kontakten der
Teilnehmer untereinander äußerte sich Doris Neumann von den
Frauen der Kanu-Gruppe Wilster, die mit ihren roten T-Shirts
besonderen „Teamgeist“ unterstrichen. „Es war super toll, hier
mit so vielen verschiedenen Menschen zu sprechen, die alle das
gleiche Hobby haben“, fasste sie ihre Tour-Eindrücke zusammen.
Und ihre Paddelkollegin Sabine Jensen fand es „interessant,
morgens aufzuwachen und nicht zu wissen, wie sieht’s am Zielort
aus. Das war schon ein gewisses Abenteuer, und dafür muss man
gar nicht weit weg fahren.“ Und noch etwas gehörte zu ihrem
Resümee: „Das war mit Sicherheit nicht meine letzte Tour. Ich
habe jetzt Blut geleckt, die Wanderfahrten haben mich
gepackt!“
Fünfzehn Elbefahrt-Teilnehmer ließ die Paddel-Leidenschaft
auch am Tag nach der Schlussetappe nicht los: Unter Führung von
Wanderwart Rolf Scholz vom Kanusport Harburg brachen sie am
späten Vormittag zu einer etwa zweistündigen Hafentour auf –
und kehrten mit weiteren interessanten Eindrücken zurück. Mehr
Elbefahrt geht wahrlich nicht oder besser gesagt noch nicht,
denn möglicherweise startet die nächste Elbe-Tour 2015 schon in
Tschechien.
Und was das eingangs erwähnte Fernseh-Team betrifft, seinen
Bericht gibt’s hier (ab Minute 27:40):
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Hamburg-Journal,hamj35374.html
Text: Hans-Peter Wagner