02.08.2014 | Kanu-Freizeit

Viele Erlebnisse und Eindrücke befeuern die Anziehungskraft der Tour

Am Ende einer fantastischen Reise auf Deutschlands einzigem noch weitestgehend frei fließenden Strom wollte auch das Fernsehen nicht fehlen: Neben den rührigen Gastgebern vom Kanusport Harburg und vom Harburger Kanu-Club empfing gestern auch ein Kamerateam vom NDR die Elbe-Paddler bei ihrer Ankunft auf der Pionierinsel in der Süderelbe.
Geschafft! Familie Dreyer am Ziel in Harburg

Das Team hatte alle Hände voll zu tun.  Im Minutentakt legten immer wieder Boote am Steg der Harburger Kanuten an. Nach dem gemeinsamen Schleusen hinter Geesthacht hatten sich die meisten zügig auf den Weg nach Hamburg-Harburg begeben, um noch die Strömung der ablaufenden Tide zu nutzen und möglichst vor Beginn des auflaufenden Wassers am Zielort zu sein. Am zügigsten unterwegs waren Fritz und Renate Dreyer vom KC Steinhuder Meer gemeinsam mit Fahrtenleiter Werner Trost. „Wir sind nach der Schleuse direkt durchgepaddelt. So konnten wir vorneweg fahren und hatten nicht die Wellen der anderen. Es lief super gut“, berichtete Fritz Dreyer über die letzten 32 der insgesamt rund 630 gepaddelten Elbe-Kilometer. Dabei bekamen die Tour-Teilnehmer teilweise Unterstützung durch Rückenwind, teilweise aber kam der Wind auch von der Seite und bereitete vor allem den Canadiern einige Probleme. „Ich bin so kaputt wie noch nie zuvor nach einer Etappe. Das war bei dem Wind heute schon ganz schön anstrengend“, bekannte Hans-Jürgen Schmidt, Einzelpaddler aus Baden-Württemberg.
Als nicht weniger anstrengend erwies sich nach der Ankunft am Ziel das An-Land-Bringen der beladenen Boote. Die ablaufende Tide hatte den Wasserspiegel abgesenkt, so dass die Boote nun  eine steile, etwa vier Meter hohe schmale Landungsbrücke hinauf „gehievt“ werden mussten. Auch hier bewährten sich ein weiteres Mal Kameradschaft und gegenseitige Unterstützung. Ob das eigene Boot oder ein anderes – jeder packte bei jedem mit an.

Begeisternde Tour-Bilanz
Nach dem ersten Verschnaufen mit Kaffee und Kuchen, dem Aufbauen der Zelte und später bei Steak, Würstchen, Cola, Wasser, Bier, Wein und so manch anderem Getränk ließen viele der Elbe-Paddler die Eindrücke der Tour noch einmal Revue passieren. „Schade, dass es schon vorbei ist. Wenn man z. B. durch die faszinierenden Auenlandschaften mit ihren Buchten und idyllischen Sandstränden paddelt – in Gedanken ganz bei der Natur – dann fühlt man sich in frühere Zeiten zurückversetzt. Heute gibt es eine solche weitgehend unverbaute Natur nur noch sehr selten, bei uns in den Niederlanden nahezu kaum“, meinte Huub Bierens und sein niederländischer Paddelkollege Gerard van der Heijden bemerkte: „Ich bin froh, dass ich das mitgemacht habe.“ Er stufte die Elbefahrt auf der Hitliste seiner bisherigen Touren weit oben gleich hinter Venedig auf Rang zwei ein. Aus Pirna, dem Eingangstor zur Sächsischen Schweiz, kommt Frank Forker und ist damit der am weitesten südlich wohnende Elbanlieger unter den Tour-Teilnehmern. „Bis Coswig war ich zwar vorher schon gekommen, nun aber wollte ich sehen, wie die Elbe weitergeht. Ich habe es auf keinen Fall bereut“, sagte er und zeigte sich beeindruckt von seinem ersten Schleusenerlebnis – „das war schon imposant mit den großen Schiffen“ – und überrascht, wie sich die Landschaft auf den letzten Etappen noch einmal geändert habe. „Das war ’ne schöne Fahrt“, bilanzierte auch Niedersachsens Kanu-Verbandspräsident Dr. Albert Emmerich, positiv angetan vor allem vom Service, den die Kanuvereine an den Etappenorten bis hin zu den Harburgern am Ende der Fahrt den Elbe-Paddlern boten. Ein ähnliches Fazit zogen auch Gudrun und Hans Rott vom KC Darmstadt: „Ich habe noch nie organisierten Urlaub gemacht, sondern immer individuell. Die Fahrt aber war einfach super. Man kommt z. B. an und schon ist jemand am Steg, der einem mit dem Boot hilft, und dann gehst du erstmal in aller Ruhe Kaffee trinken – es war ein absoluter Verwöhnurlaub“, schwärmte Gudrun Rott. Mit dem Kaffee- und Kuchenangebot „in einer unglaublichen Vielfalt“ hätten sich die Vereine eine riesige Mühe gegeben, nach den Etappen sei dies „genau das Richtige“ gewesen, würdigte Helmut Mann vom Ludwigshafener KC ebenfalls die Anstrengungen und die Freundlichkeit der Gastgeber. „Auch die Kombination von Kultur und Natur bei der Elbefahrt ist großartig, insbesondere mit den Stadtführungen von Leuten, die vor Ort wohnen und viel Persönliches mit in die Erläuterungen einbringen.“ Ein zusätzliches Qualitätsmerkmal sei die Tatsache gewesen, „dass auch der Naturschutz in die Fahrt mit eingebettet ist, das macht sie gleichfalls zu einer Bildungsfahrt“, stellte er zudem fest.

Gepackt vom Fahrten-Fieber
Begeistert von den Landschaftserlebnissen wie z. B. dem Elbsandsteingebirge gleich zu Beginn über die Gastfreundschaft und Bewirtung durch die Vereine bis hin zu den Kontakten der Teilnehmer untereinander äußerte sich Doris Neumann von den Frauen der Kanu-Gruppe Wilster, die mit ihren roten T-Shirts besonderen „Teamgeist“ unterstrichen. „Es war super toll, hier mit so vielen verschiedenen Menschen zu sprechen, die alle das gleiche Hobby haben“, fasste sie ihre Tour-Eindrücke zusammen. Und ihre Paddelkollegin Sabine Jensen fand es „interessant, morgens aufzuwachen und nicht zu wissen, wie sieht’s am Zielort aus. Das war schon ein gewisses Abenteuer, und dafür muss man gar nicht weit weg fahren.“ Und noch etwas gehörte zu ihrem Resümee: „Das war mit Sicherheit nicht meine letzte Tour. Ich habe jetzt Blut geleckt, die Wanderfahrten haben mich gepackt!“


Fünfzehn Elbefahrt-Teilnehmer ließ die Paddel-Leidenschaft auch am Tag nach der Schlussetappe nicht los: Unter Führung von Wanderwart Rolf Scholz vom Kanusport Harburg brachen sie am späten Vormittag zu einer etwa zweistündigen Hafentour auf – und kehrten mit weiteren interessanten Eindrücken zurück. Mehr Elbefahrt geht wahrlich nicht oder besser gesagt noch nicht, denn möglicherweise startet die nächste Elbe-Tour 2015 schon in Tschechien.

Und was das eingangs erwähnte Fernseh-Team betrifft, seinen Bericht gibt’s hier (ab Minute 27:40):
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Hamburg-Journal,hamj35374.html

Text: Hans-Peter Wagner

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