12.05.2016 | Parakanu

Deutsche Parakanuten wollen bei Heim-WM Rio-Tickets ergattern

Vom 17. bis zum 19. Mai werden die Parakanuten auf der Regattabahn in Duisburg-Wedau um den Weltmeistertitel im Kajak und im Va´a kämpfen. Dazu können sich in den Kajakrennen noch Nationen für die Paralympics in Rio qualifizieren. 38 Nationen haben für die 8. Parakanu-Weltmeisterschaften in Duisburg gemeldet.
Das DKV-Parakanu-Team zur Heim-WM in Duisburg

Die deutsche Mannschaft wird bei den Rennen über die Sprintdistanz von 200m mit acht Parakanuten an den Start gehen und dabei alle paralympischen Startklassen besetzen: Der Erfolgreichste bisher ist Tom Kierey. Er war bereits 2013 in Duisburg Weltmeister und hat damit gute Erinnerungen an diese Regattastrecke. Er ist der amtierende Weltmeister von Mailand 2015 und Gewinner des vor-olympischen Wettkampfs in Rio 2015. Der 21-jährige Auszubildende aus Dresden , der am Berliner Olympiastützpunkt bei Jürgen Hausmann trainiert, startet wegen seines versteiften Knöchels und fehlender Unterschenkelmuskulatur in der Startklasse KL 3. Der Vollblutsportler bezeichnet „Paddeln als sein Leben“.

Edina Müller ist die erfolgreichste New-Comerin im Parakanu-Rennsport. Die 32-jährige, gebürtig in Mönchengladbach, paddelt erst seit November 2014 im Rennkajak. Sie wurde bei ihrem ersten internationalen Start bei den Europameisterschaften 2015 in Racice in der Startklasse KL 1 auf Anhieb Zweite. Bei den Weltmeisterschaften in Mailand und dem vorolympischen Wettkampf in Rio belegte sie ebenfalls zweite Plätze. Die Rollstuhlfahrerin hat bereits 2012 in London die Goldmedaille mit der Rollstuhlbasketballmannschaft gewonnen. Sie trainiert beim Hamburger KC unter Arne Bandholz und arbeitet als Sporttherapeutin . „Das größte Ziel ist die Teilnahme an den Paralympics in Rio in einer Einzelsportart.“ Dieses Ziel hat sie, ebenso wie Tom Kierey, durch die Medaillenplätze in Mailand bereits erreicht. Dort konnten beide in ihrer Startklasse einen Startplatz für Deutschland sichern.

Der erfolgreichste Umsteiger – so titelte die Presse kürzlich über Ivo Kilian. Denn der 39-jährige IT-Techniker vom Halleschen KC 54 sattelte erst 2015 aufs Kajak um. Zuvor war er bereits zwei Jahre lang erfolgreich im Va´a, dem Canadier der Parakanuten, unterwegs, und gewann bei den Weltmeisterschaften in Mailand 2015 die Silbermedaille. Da aber nur der Kajak paralympisch ist, stieg er kurzerhand um. Nachdem es in Mailand noch das B-Finale war, peilt er nun für Duisburg ganz klar das A-Finale in der Startklasse KL 2 an, um einen Quotenplatz für die Paralympics in Rio zu sichern. Trotz des harten Trainings, oft drei Einheiten am Tag, mit seinem Heimtrainer Ronny Waßmuth ist für den Gerbstedter, der ohne Unterschenkel auf die Welt kam, „Paddeln ein schöner Ausgleich zu meiner Arbeit“. Vom gleichen Verein, Hallescher KC 54, kommt ein weiterer Starter bei den Weltmeisterschaften in Duisburg.

Der 41-jährige Maik Polte fing erst Anfang 2015, nach einem Unfall, mit dem Paddeln im Va´a in der Startklasse VL 3 an. Unter seinem Trainer Ronny Waßmuth entwickelte er sich so gut, dass es in Duisburg bereits seine zweite WM-Teilnahme sein wird.

In den paralympischen Sportarten gibt es traditionell immer wieder Quereinsteiger aus anderen Sportarten – so auch im Parakanu-Rennsport. Eine davon ist Daniela Sjöberg-Holtkamp. Die jetzt 50 jährige holte bereits vor über 20 Jahren bei den Paralympics in Barcelona eine Gold- und eine Bronzemedaille im Schwimmen. Die Bein-amputierte Parakanutin vom Aktiv e.V. Stahnsdorf verfolgt seit 2013 das Ziel einer erneuten Paralympics-Teilnahme, und trainiert zusammen mit Trainer Paul Zech, hart dafür, um Anschluss an die Weltspitze in der Startklasse KL 3 zu bekommen.

Anke Molkenthin hat bereits Medaillen in einer anderen paralympischen Disziplin gewonnen. Die 53-jähirge war in London 2012 Mitglied im Ruder-Vierer, der dort Bronze gewann. Neben dem eher ungewöhnlichen Umstieg 2014 vom Rudern aufs Paddeln, sieht die Wahl-Bayerin vor allem die Herausforderung „Viel viel Spaß und die interessante Aufgabe meinen nicht mehr ganz so jungen Körper vom Ultraspezialisten in anderen Sportarten auf 200m Sprint umzutrainieren.“ Denn vor einem Unfall war sie sehr erfolgreiche Triathletin ( Ultra-Triathlon). Das von ihr Anfang des Jahres definierte Ziel der Teilnahme an der WM hat Molkenthin, die für den Schleissheimer PC startet, und von Lars Großkopf trainiert wird, bereits erreicht. In ihrer Startklasse KL 2 hat die geborene Berlinerin, die im Bereich PR von Sportveranstaltungen tätig ist, schon auf Grund ihres Trainingsfleißes und ihres Ehrgeizes Chancen, das A-Finale zu erreichen.

Ali Reza Khardooni ist ein erfahrener Paralympics-Teilnehmer in der Leichtathletik als Diskus-Werfer. Seit 2 Jahren paddelt Khardooni, der in der Kindheit an Polio erkrankt war, nun für den Magdeburger SC im Va´a . Nach der Teilnahme an den Europameisterschaften 2015 in Racice ist die WM-Teilnahme in Duisburg für den gebürtigen Iraner, der an der Hochschule Magdeburg/Stendal arbeitet, der bisherige Höhepunkt seiner Parakanu-Karriere. Der von Herbert Laabs trainierte Sportler startet in der VL 2.

Ganz knapp am Erreichen eines Quotenplatzes in der KL 1 für Rio schrammte Stefan Volkmann bei der WM in Mailand 2015 vorbei. Dieses Ziel möchte der 50-jährige Rollstuhlfahrer nun in Duisburg schaffen, um den Traum seines Lebens zu erfüllen: „Ich möchte bei der Eröffnungsfeier in Rio ins Stadion rollern, und dann den besten Wettkampf meines Lebens haben.“ Dafür trainiert der technische Mitarbeiter eines Forschungsinstituts seit 3 Jahren intensiv bei Paul Zech in seinem Heimatverein Aktiv e.V. Stahnsdorf. Zur Zeit bereiten sich die Mitglieder der Nationalmannschaft am Olympiastützpunkt in Berlin-Grünau intensiv auf die Wettkämpfe in Duisburg vor.

Das Trainerteam mit Cheftrainerin Sandra Müller und den Disziplintrainern Jürgen Hausmann und Mathias Neubert werden dafür sorgen, dass alle auf den Punkt topfit sein werden. Sandra Müller dazu: „Jeder Athlet wird sein Bestes in Duisburg geben. Sie sind alle sehr ehrgeizig und trainieren hart für ihr gesetztes Ziel. Es werden uns nervenaufreibende Rennen in Duisburg erwarten. Besonders genial wäre es, wenn wir mit einem großen Team bei den Paralympics antreten.“ Das Team reist am Pfingstsonntag direkt von Berlin aus an die Wedau an. Die stärkste Konkurrenz wird erwartungsgemäß aus Großbritannien und dem Gastgeberland der Paraympics, Brasilien, kommen. Auch die ungarischen und russischen Parakanuten haben großes Potential. Niemand kann so genau die Entwicklung der chinesischen Mannschaft einschätzen, die 2015 zum allerersten Mal bei Parakanu-Rennen aufgetaucht ist. Athleten und Nationen, die in Duisburg zum allerersten Mal an einer Parakanu-Weltmeisterschaft teilnehmen, können natürlich auch noch für Überraschungen sorgen. Die Rennen der Parakanuten beginnen am Dienstag, 17.5. ab 14:00 Uhr mit den Vorläufen. Die Semifinals finden am Mittwoch, 18.5. ab 10:35 Uhr für die Kajakfahrer, und ab 15:45 Uhr für die Va´a Paddler statt. Die Finalläufe sind für Donnerstag, 19.5., ab 10:40 Uhr angesetzt. Der Eintritt ist an allen Wettkampftagen frei.

Link: www.kanuduisburg.de/WorldCup2016/index.php

Live-Stream: www.sportdeutschland.tv

Christel Schlisio

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