Und auch in diesem Jahr hatte sich das Kommen gelohnt, denn wohl keiner der anwesenden Freunde und Interessenten des Kanusports wurde enttäuscht.
Ministerpräsident Matthias Platzeck ließ es sich zusammen mit Bildungs- und Sportminister Holger Rupprecht, Innenminister Rainer Speer und Oberbürgermeister Jann Jakobs nicht nehmen, bei dieser Großveranstaltung selbst dabei zu sein. Noch am Vortag weilte Platzeck anlässlich des Brandenburgtages in der Oderstadt Schwedt und unter dem nachhaltigen Eindruck der dortigen Feier zum 20.ten Geburtstag des Landes Brandenburg betonte er in seiner kurzen Eröffnungsrede am Potsdam Havelufer: „Es gibt zwei Brandenburg spezifische Veranstaltungen auf die ich als Ministerpräsident besonders stolz bin, das sind der Kanalsprint und die Wasserspiele in Potsdam“. Ein besseres Lob kann es für die Ausrichter wohl kaum geben. Bevor der Landesvater und die ihn begleitenden Minister den bei den diesjährigen Welt- und Europameisterschaften erfolgreichen Rennkanuten des KC Potsdam und deren Trainern zu ihren Leistungen gratulierten und ihnen Blumen überreichten, hob Platzeck zwei WM-Teilnehmer nochmals hervor. „Wie Ronald Rauhe trotz Krankheit sein Rennen in Poznan bestritten und dann noch die Silbermedaille erkämpfte, hat mich ebenso stark beeindruckt wie die sportliche Haltung von Katrin Wagner-Augustin nach ihrem Pech mit den äußeren Umständen auf dem Maltasee“, lobte er die beiden.
Der Moderator der 14.ten Wasserspiele versicherte den Anwesenden in Anspielung auf die nicht völlig korrekten Wettkampfbedingungen in Poznan anschließend: „Heute ist die Havel algenfrei.“
Immerhin hatten der veranstaltende Kanu-Club Potsdam und sein Förderverein ca. 1200 aktiv Mitwirkende in die Boote gelockt, die sich beim Paddeln in Mannschafts-Canadiern unterschiedlicher Größenordnung heiße Wettkämpfe über eine 200m-Distanz liefern wollten. Mit von der Partie waren Potsdamer Sportvereine, Betriebs- und Sponsorenmannschaften, Bootsbesatzungen mit unterschiedlichen Potsdamer Bundesligavereinen, elf mit Botschaftsvertretungen bestückte Großboote und mehrere ausschließlich mit Frauen besetzte Achter-Wandercanadier. In fünf Zwanziger-Canadierern lieferten sich traditionell die in Potsdam etablierten Parteien ein heißes Rennen, das im Hinblick auf die zwei Wochen später stattfindenden Oberbürgermeisterwahlen besonderes Interesse fand. Nicht zu vergessen die 11-/12-jährigen Nachwuchspaddler des KC Potsdam und der WSF Pirschheide, die sich in Einerkajaks präsentierten und ihr Können vor einer dicht gedrängten Zuschauerkulisse demonstrierten. Ein Erlebnis, das alle sicherlich nicht so schnell vergessen werden. Vor allem jedoch Julia Dunkel und Florian Kühn, die als Erste im Rennen der Mädchen bzw. Jungen die Ziellinie überquerten.
Das Siegerboot im Rennen der Sponsorenmannschaften hatte sich die im Schweiße des Angesichts erpaddelte Prämie, je Besatzungsmitglied eine Flasche Sekt, gar selbst spendiert. Denn der REWE-Markt Grube Potsdam belegte als Sponsor für die Siegprämien in seinem Rennen den ersten Platz vor dem OSC-Präsidium und der Belegschaft von der Fa. Stoof international. Großen Jubel löste auch der Sieg bei der Bootsbesatzung des Auswärtigen Amtes im Botschaftsrennen vor den Vertretungen von Venezuela und Frankreich aus. Ob der Dienstherr Guido Westerwelle auch ein Schlückchen Rotkäppchensekt abbekommt, wurde allerdings nicht verraten.
Katrin Wagner-Augustin, die bereits als Schlagfrau im Boot der Gemeinde Schwielowsee paddelte und der Bürgermeisterin Kerstin Hoppe damit Unterstützung gewährte, stand am Abend noch ein spektakulärer Auftritt bevor. Gemeinsam mit anderen Kanu-Olympiasiegern (Fanny Fischer, Ronald Rauhe und Tim Wieskötter) sollte sie nämlich ihr Geschick beim „Wasserrollen“ beweisen. Innerhalb einer ca. zwei Meter großen durchsichtigen Plastikkugel laufend und damit über das Wasser rollend, galt es, als Erster eine Ziellinie zu erreichen. Ronald Rauhe und Tim Wieskötter gewährten ihren beiden Vereinsgefährtinnen keinen Bonus und konnten dieses spektakuläre Rennen unter dem Beifall der begeisterten Zuschauer für sich entscheiden.
Damit war der Schlusspunkt unter eine einzigartige Werbeveranstaltung für den Kanusport gesetzt, deren Fortführung von den Teilnehmern, Veranstaltern und Zuschauern gleichermaßen erwünscht ist. Allerdings muss wahrscheinlich bereits im nächsten Jahr nach einem anderen Austragungsort Umschau gehalten werden, da für den jetzigen Standort bereits Uferbebauungspläne öffentlich gemacht wurden.
Von Günter Welke
